Via Nova Kunstfest Corvey 2024

Via Nova Kunstfest Corvey 2024

Die Sprache der Sterne

30. August – 1. September 2024

6. – 8. September 2024

13. – 15. September 2024

Lesungen, Konzerte, Vorträge, Gespräche

 

Sehr geehrte Gäste des Via Nova Kunstfestes,

Die Corveyer Mönche haben ausdauernd in den nächtlichen Himmel geschaut. Kometen mit dem Glanz eines Schwertes oder flammende Feuerzungen deuteten sie als Vorzeichen für kommende irdische, meist kriegerische Geschehnisse. In ihrer Bibliothek lasen sie die antiken astronomischen Lehrbücher und befassten sich selbst mit der Berechnung und Erläuterung des Osterdatums.

Das Via Nova Kunstfest Corvey blickt in den inszenierten Lesungen und Konzerten, in Vorträgen von Astrophysikern und Kunsthistorikerinnen sowie in Gesprächen und Familienveranstaltungen weit in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Universums. Zeitlich und räumlich haben sich die Menschen von alters her an der Konstellation der Sterne orientiert, das Himmelszelt war Sitz von Göttern und Helden, heute erlaubt die astronomische Forschung weitreichende, schwindelerregende Einsichten in den Ursprung und den Fortgang des Lebens.

Das ausführliche Programmheft erscheint Ende Mai 2024

Welche goldene Schrift haben die antiken Philosophen und die Corveyer Mönche am Firmament gelesen, die heller als jedes Sonnenlicht war? Welche Sehnsucht und wieviel Trost bereitet die ‹Nacht mit ihrem schwarzen Kleid› noch heute, wenn Schriftsteller aus verschiedenen Kontinenten zu den Gestirnen blicken? Iannis Xenakis hat dazu das Stück ‹Pleiades› für sechs Schlagzeuge komponiert.

Der Himmel ist eine Metapher für das Sein, denn ‹im Leben ist’s wie am Himmel›: Jean Paul ist unbestritten der Dichter der großartigen kosmischen Visionen, das Universum löst sich in fabelhafte Landschaften und Traumbilder auf, wenn einer der Großen der deutschsprachigen Schauspielkunst seine Texte spricht.

‹Geißelt die bösen Sterne, die eingestimmt zu des Königs Tod›, spricht Angela Winkler einen Monolog aus Shakespeares Drama (Heinrich VI.) – begleitet vom Delian-Quartett, aber für die tragischen Gestalten des späten Shakespeare gilt: ‹unser Schicksal hängt nicht von den Sternen ab, sondern von unserem Handeln›.

‹Es war, als hätt‘ der Himmel die Erde still geküßt› – die Romantiker feiern die Nacht als Medium höherer Erkenntnis, der Mensch ist wach mit allen Sinnen, das Zauberwort bringt das Innere zum Klingen. Rezitation und Musik drücken das Lebensgefühl der Romantik aus und verschmelzen aufs schönste bei der ‹Nachtwache›.

‹Ich liebe den Mond immer noch›, schreibt die arabisch-amerikanische Schriftstellerin Etel Adnan, Nacht und Erinnerung vermitteln einander. Für Novalis ist die Nacht die Zeit der Möglichkeiten: für das Treffen der Liebenden, für das Magische, für alles das, was vor dem harschen Licht des Tages zurückschreckt. Diese orphische Weltansicht findet auch ihren Niederschlag bei Rainer Maria Rilke. Das Bild des Kosmos entsteht neu in seiner Dichtung: ‹Nun aber laß uns ganz / hinübertreten in die Welt hinein / die monden ist›. Wir freuen uns auf ein ganz besonderes Rilke-Projekt.

Zum Finale betritt die Sonne die Szenerie. ‹Schön bist du im Horizont des Himmels, du lebendige Sonne›, besingt Echnaton das Gestirn, und Francis Ponge begrüßt die Sonne 2285 Jahre später mit ‹Tag für Tag steigt eine gipfelnde Blume / empor zum First der Welt›.

 

Brigitte Labs-Ehlert, Künstlerische Leiterin

 

Kartenbüro: Thomas Trappmann: 05231 570150