09.09.2022
Musiktheater: Das Schmetterlingstal von Inger Christensen
Bläuling, Admiral und Trauermantel
Musiktheater
Inger Christensen
Das Schmetterlingstal
Ein Requiem
Komposition von Thomas Kürstner und Sebastian Vogel
Uraufführung
Hannah Weiss Gesang
Jenny Schily Sprecherin
Sebastian Vogel Violine, Viola, Elektronik
Thomas Kürstner elektronisch gesteuerter Piano-Resonanzkörper, Vibraphon, Perkussion
Das Werk der dänischen Schriftstellerin Inger Christensen (1935 – 2009) gehört zu den wichtigsten des 20. Jahrhunderts, ihre formbewußte Lyrik zu der innovationsfreudigsten im europäischen Raum. Ihr Schreiben wurde thematisch, kompositorisch und rhythmisch immer wieder von Musik inspiriert: von Bach, Schubert, Beethoven, Stravinsky. ‹Das Einmalige an der Musik ist vielleicht gerade, daß das Verhältnis zwischen Bewußtsein und Welt mühelos und selbstverständlich scheint und wir uns, jedenfalls solange die Musik anhält, als Teile von etwas Umfassenderem bewegen können, das ohne weiteres dasjenige versteht und ausdrückt, was wir selber nie verstehen. Und nur in der Musik ausdrücken.› (I. Chr.) ‹Das Schmetterlingstal. Ein Requiem› ist von einer strengen, historisch geprägten Form bestimmt: dem klassischen Sonettenkranz mit vierzehn Sonetten und dem abschließenden Meistersonett. Das Sonett ist der Sonate verwandt, das Reimschema liefert ein unerhörtes kompositorisches Korsett. In ihrer Komposition greifen Sebastian Vogel und Thomas Kürstner den strengen Bau des Sonetts auf und stellen ihm das Nichtgesagte, Ausgelassene, zu Denkende gegenüber. Dem einzigartigen präparierten Piano, über 160 Elektromagnete zu steuern, stehen gewissermaßen als Gleichgewicht des menschlichen Zustandes Orchester-perkussion, Streichinstrumente, Gesang von Hannah Weiss, Jazz-Sängerin und Stimme der Schauspielerin Jenny Schily gegenüber. So entstehen musikalische Schwebungen, die beinahe tänzeln und eine schmetterlingshafte Farbigkeit entfalten. Inger Christensens Schmetterlingstal trägt den Untertitel ‹Ein Requiem›. Das Proprium der Liturgie des Requiems entspricht dem des Allerseelentages und wird in dem abschließenden Meistersonett, das sich aus den Anfangsversen aller vierzehn Sonette bildet, eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht. Nur der Mensch weiß vom Tod. Er ist es, der die Resonanz zwischen stummer Natur und Mensch erzeugt, so daß auch die Natur sich im Menschen als Teil ihrer selbst erkennt und Sprache werden kann. In dem letzten Sonett erscheint der Schmetterling am Ende seiner Metamorphose: voll Trauer und Trost, weil es auch im Alphabet der Schöpfung die Dichtung gibt.
Eintritt 35 / 30 / 25 €


