Via Nova: Eröffnung, Lesung Kermani & Sandeh

Via Nova: Eröffnung, Lesung Kermani & Sandeh

Freitag, 25. August 2023

17.00 Uhr, Schloß Corvey, Kaisersaal

 

Einführung

Brigitte Labs-Ehlert

Eine Lilie unter Disteln

 

Eröffnungslesung Navid Kermani und Sarah Sandeh

Garten Eden

Vortrag Hannes Galter

Das verlorene Paradies und sein Schatten

Paradiesvorstellungen und Gartenkunst zwischen Antike und Gegenwart

Nirgends berühren Farben so tief, wie wenn man aus der Wüste kommt: Jedes Haus um einen Garten gebaut, in dessen Mitte ein Wasserbecken, somit ein Spiegel des Himmels lag, rings um die Städte das satte Grün der Felder und Obstplantagen, wie Paradiesblumen auf einer Wiese verteilt die türkisen oder gelben, bunt verzierten Kuppeln der Moscheen, die Minarette wie Lebensbäume, beschreibt der Friedenspreisträger Navid Kermani das Isfahan seiner Kindheit. Daß Isfahan die ‹Hälfte der Welt› genannt wurde, habe er nicht nur irdisch verstanden, als Ausdruck der Vielfalt, des Alters und der Pracht, sondern immer auch so, daß die menschengemachte Stadt für die paradiesische Hälfte des Universums steht. Zusammen mit der Schauspielerin Sarah Sandeh liest Navid Kermani Texte, die von der Sehnsucht, vom Leiden und der Verantwortung für unseren Garten Eden handeln. Sarah Sandeh ist Ensemblemitglied am Badischen Staatstheater, für ihr humanitäres Engagement mit den protestierenden Menschen im Iran wurde sie zu einer der ‹100 Frauen des Jahres› vom Magazin Focus ernannt. Die Vorstellung vom Paradies als Garten, die Islam und Christentum teilen, entspringt der gemeinsamen geographischen Herkunft. Nur in Kulturen, die mit der Wüste vertraut waren, konnte man die Abgeschlossenheit eines bewässerten Stücks Erde als einen Garten der Wunder erleben. In der Mitte des Gartens standen der Baum des Lebens und der Erkenntnis. Bewässert wurde der Garten durch einen Fluß, der sich in vier Arme teilte. In dem Garten lebten alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels, heißt es in der Genesis, und der Koran ergänzt: Darin sind zwei ergiebig sprudelnde Quellen, darin sind Früchte und Palen und Granatapfelbäume. Wie der altorientalische Königsgarten ausgesehen hat, den die drei abrahamitischen Religionen als wirkmächtiges Bild für den Idealzustand der Welt am Beginn und am Ende der Zeiten übernommen haben, darüber spricht der österreichische Altorientalist Hannes D. Galter, der in Graz am Institut für Antike lehrt.

 

Eintritt 20 € inkl. Suppe, freie Platzwahl

Kartenbestellung

Telefonservice: 05231 570150