Hoffmann von Fallers­leben

Hoffmann von Fallers­leben

DURCH JACOB GRIMM KAM ER ZUR DEUTSCHEN LITERATUR

Ihre Geschichten von Brüderchen und Schwesterchen, von bösen Stiefmüttern, schönen Königstöchtern, verliebten Prinzen und klugen, weisen  Tieren sorgen selbst in iPad-Zeiten noch für leuchtende Kinderaugen. Vor 200 Jahren erschien die Erstausgabe der Kinder- und Hausmärchen, gesammelt von Jacob und Wilhelm Grimm. Die beiden Sprachwissenschaftler gelangten zu Weltruhm, in rund 160 Sprachen wurden die Grimm´schen Märchen inzwischen übersetzt. Seit 2005 hat die UNESCO die Sammlung als Weltdokumentenerbe anerkannt. Viele Städte, darunter Hanau, Steinau, Marburg, Kassel, Göttingen und auch Berlin, gegeben sich im Jubiläumsjahr auf Spurensuche. Aber auch zur Märchenlandschaft entlang der Weser pflegten die Brüder enge Beziehungen, unter anderem zu Corveys späteren Bibliothekar August Hoffmann von Fallersleben und zum Romantikerkreis in Bökendorf.

Deutsche Sprache und Literatur, alte Handschriften, deutsche Volkslieder und das politische Streben nach einem einheitlichen Deutschland verbanden Hoffmann von Fallersleben und die Grimms. Jahrzehnte, bevor der rührige Bibliothekar die Fürstliche Büchersammlung in Corvey auf Vordermann brachte, lernten sich die bibliophilen Persönlichkeiten kennen und schätzen.

Obwohl Hoffmann mit 18 Jahren in Göttingen ein Studium der Theologie begann, interessierte er sich doch eigentlich mehr für die Geschichte des klassischen Altertums. Als der junge Student im Museum und der Bibliothek in Kassel forschte, machte er im Jahre 1818 die Bekanntschaft mit Jacob Grimm, der dort als Bibliothekar arbeitete. Der fragte Hoffmann bei seinen Studien ein wenig provozierend, ob diesem bei aller Begeisterung für die Antike das Vaterland nicht näher läge. Hoffmann von Fallersleben, schon in jungen Jahren ein politisch interessierter Mensch, überdachte seinen bisherigen Studienwunsch, wechselte dann zum Studium der Germanistik. An der Universität Bonn wurde Jacob Grimm dann auch einer seiner Dozenten.

Für den Dichter des Deutschland-Liedes waren die Brüder Grimm stets große Vorbilder, wenn man auch nicht immer einer Meinung war. Aber das änderte nichts an dem regen Briefverkehr, der zwischen 1818 und 1852 belegt ist. Aber auch der persönliche Kontakt gehörte dazu. Hoffmann von Fallersleben war seit 1820 ebenfalls Gast des Bökendorfer Romantikerkreises, der sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts um die Adelsfamilie von Haxthausen in Bökendorf bildete. Wilhelm, Jacob und vor allem auch der malende Bruder Ludwig Emil Grimm besuchten seit 1811 regelmäßig das Herrenhaus Schloss Bökerhof, wo sie nicht nur die Sommerfrische genossen, sondern persönlich-literarischen Austausch mit Kollegen wie Annette von Droste-Hülshoff oder auch Hoffmann von Fallersleben schätzten. Aus diesem Umfeld kamen zahlreiche Geschichten in die berühmt gewordene Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen“, unter anderem das „Mädchen von Brakel“ und auch die „Bremer Stadtmusikanten“, wie jüngste Forschungen ergeben haben.

Hoffmanns Kritik an Willkür, Pressezensur, Allmacht von Polizei und Militär und der Kleinstaaterei in Preußen hatte zur Folge, dass er selbst 1842 seiner Breslauer Professoren-Existenz enthoben wurde.

In den letzten Jahren ihres Lebens wird der Kontakt der Grimms zu Hoffmann sicherlich nicht mehr so eng gewesen sein. Dazu kam auch noch die große Entfernung von Berlin nach Corvey. Wilhelm Grimm starb 73-jährig im Jahre 1859, sein Bruder Jacob, 78 Jahre alt, im Jahre 1863, drei Jahre später, nachdem Hoffmann von Fallersleben seine Aufgabe als Bibliothekar bei Viktor dem I. Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey übernommen hatte.  Was heute bleibt, sind zahlreiche Spuren dreier besonderer Persönlichkeiten, die sich um das deutsche Kulturgut überhaupt und um die Germanistik als wissenschaftliches Fach hoch verdient gemacht haben.

HOFFMANN UND DIE MUSIK

Wer kennt sie nicht: Die Kinderlieder von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Mehr als 500 davon hat der Dichter im Lauf seines Lebens gesammelt, verfasst und teilweise auch selbst vertont. Einige davon sind in Corvey entstanden.