29.08 - 14.09.2025
Via Nova Kunstfest Corvey 2025
Das schöne Bild der Freundschaft. Gedankenwelten der Menschlichkeit
an 3 Wochenenden: 29. August – 14. September 2025
Lesungen, Konzerte, Vorträge, Gespräche
Einführung
Sehr geehrte Gäste des Via Nova Kunstfestes,
ohne die mittelalterlichen Klöster hätte die Renaissance die antiken Schriften nicht wiederentdecken können und wären sie uns Heutigen nicht gegenwärtig. Es war der weitgereiste, diplomatisch versierte Abt Wibald von Stablo, der dem Kloster Corvey im 12. Jahrhundert einen Schatz bescherte: geschult an der antiken Philosophie, ließ er Handschriften von Ciceros Werken für Corvey anfertigen, die später in alle Winde verstreut nun in Berlin aufbewahrt werden. In Veranstaltungen mit Literatur, Musik, philosophischen Betrachtungen und Gesprächen, mit eigens für das Kunstfest konzipierten Konzerten und neu eingeführten Liedermatineen werden Gedanken Ciceros vom Sinn und Zweck des gelingenden Lebens aufgegriffen und aus den verschiedenen zeitlichen Perspektiven der Vergangenheit und Gegenwart beleuchtet. Es sind Kernthemen unserer Existenz, die Cicero anspricht: die innere Freiheit, Wichtigkeit sittlicher Normen, Wert der Freundschaft, Bedeutung von Humanität. Freiheit verweist auf das Miteinander, auf die Toleranz gegenüber anderen Meinungen und damit auf den Austausch über Uneinigkeiten und den Respekt anderen gegenüber: ‹Ein Mann, der freundlich Irrenden die Straße zeigt, der zündet gleichsam Licht von seinem Lichte an: er leuchtet sich, auch wenn er jene zündet an›, zitiert Cicero den Dichter Quintus Ennius. Dieser Gedanke ist unglaublich modern. Es ist die Freude an dem anderen. In ihrer großen ‹Lessing-Rede› führte Hannah Arendt aus: ‹Daß das Humane nicht schwärmerisch auftritt, sondern nüchtern und kühl; daß die Menschlichkeit sich nicht in der Brüderlichkeit erweist, sondern in der Freundschaft; daß Freundschaft nicht intim persönlich ist, sondern politische Ansprüche stellt und auf die Welt bezogen bleibt.›
Das erste Wochenende stellt literarische und musikalische Positionen vor, die vom Aufbruch in die Freiheit handeln, von Bewegungsfreiheit und Gedankenfreiheit in finsteren Zeiten. ‹Wenn jeder nur für sich rafft, dann führt das zur Auflösung jeglicher menschlicher Gemeinschaft.›
Wie groß die Sehnsucht nach den Menschen, nach Menschlichkeit und Gerechtigkeit ist, wird das zweite Wochenende zeigen. Erinnern und Erzählen, auch über Gewalt und Macht, reichen über die Zeit hinaus, und ‹für Rache und Strafe gibt es ein Maß›.
Das dritte Wochenende widmet sich der vollkommenen Freundschaft als Gesprächsgemeinschaft, in der die Menschen ihre vielfältigen Gedanken austauschen und sich so mit der Welt verbinden. In der Freundschaft – so Cicero – dürfe es keine Verstellung, keinen Neid und keine falsche Rücksichtnahme geben, Heuchelei vernichte die Wahrhaftigkeit, ohne die der Begriff der Freundschaft nichts taugt.
Die vergnügliche intellektuelle Reise verläuft vom antiken Rom über die Savoyen, nach Flandern, in den Himalaya, in die Weite Russlands und die arabischen Wüsten unserer Tage bis zur geheimnisumlagerten Stadt Uruk. Man setzt sich mit Menschlichkeit in Kriegszeiten auseinander, versucht, die beste aller Welten zu erreichen, und hat große Erwartungen an die Zukunft. Musikalische Pfade führen von Renaissance über Barock, Klassik, Romantik bis in die Gegenwart, da leuchtet ein Nordlicht über dem persi-schen Himmel, und es tanzen Celli, Geigen und Klavier.
Koryphäen der Schauspielkunst und der Musikinterpretation erwarten Sie sowie herausragende Schriftsteller und exponierte Philosophinnen.
Herzlich willkommen.
Brigitte Labs-Ehlert, Künstlerische Leiterin
PROGRAMM
Freitag, 29. August 2025, 17.00 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal
Grußwort
Ina Brandes
Ministerin für Kultur und Wissenschaft
des Landes Nordrhein-Westfalen
Rede zur Eröffnung
Cécile Wajsbrot
Eine freundschaftliche Stimme hören
Konzert
Felix Brunnenkant
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Suite für Violoncello solo Nr. 4 in Es-Dur BWV 1010
Einführung
Brigitte Labs-Ehlert
Das schöne Bild der Freundschaft
Cécile Wajsbrot hat ihre Rede mit ‹eine freundschaftliche Stimme hören› überschrieben, die etwas anderes bedeutet, als eine freundliche Stimme zu hören. Sie ist eine geschichts- und sprachbewußte Schriftstellerin, die sich der Lost Generation zuordnet, jener Generation der Nachgeborenen, die ihren eigenen Weg der Erinnerung finden mußte über das Verschweigen, verdrängte Schuld, unerfüllte Hoffnung, die Zerbrechlichkeit der Menschen. Ihre Rede und viele Lesungen des Kunstfestes verbinden sich miteinander: ‹Wir haben keinen Krieg erlebt, wir sind nicht unbedingt im Exil, wir gehören zum alten Kontinent und nicht zur neuen Welt, und doch sind auch wir lost, desorientiert, ein wenig verloren und irren mitunter durch die Zeiten.› In einem Essay spricht Cécile Wajsbrot von dem schwierigen Bemühen, an der im Werden begriffenen Welt teilzunehmen. Der Titel erinnert auch an das Ausbleiben von Freundschaft, Verständnis und Empathie, das sie im Frankreich ihrer Jugend als Kind polnisch-jüdischer Eltern erlebt hat. ‹In meinen Büchern arbeite ich mit Stimmen, denn es sind Stimmen, die mir etwas erzählt haben, und andere Stimmen, die verstummt sind.› Das ist keine Rückwendung zur Vergangenheit, sondern bedeutet den Blick zu heben und in die Ferne zu blicken, zum Horizont hin. Ist dort die freundschaftliche Stimme zu hören und von wem oder was tönt sie herüber?
Der junge Cellist Felix Brunnenkant spielt ein Violoncello von Francesco Ruggeri, Cremona 1670, das ihm die Deutsche Stiftung Musikleben zur Verfügung stellt.
20 € inkl. Suppe
Freitag, 29. August 2025, 19.30 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal
Lesung und Konzert
Ulrich Noethen
Cicero Vom rechten Handeln
O/Modernt Orchestra Haydn plus
Hugo Ticciati, Violine
und Leitung
Franz Joseph Haydn (1732 – 1809)
Ouvertüre zur Oper L’Isola disabitata Hob. Ia:13
Peteris Vasks (* 1946) Lonely Angel
Pause
Ulrich Noethen
Georges-Arthur Goldschmidt Der unterbrochene Wald
Albert Schnelzer (* 1972)
Aksak and Ciphers
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Große Fuge B-Dur op. 133
in der Fassung für Streichorchester
Die Lesung von Ulrich Noethen kombiniert Ciceros ‹Vom rechten Handeln› mit Georges-Arthur Goldschmidts Erzählung ‹Der unterbrochene Wald› in der genialen Übersetzung von Peter Handke. Ciceros Briefbuch ist ein Schlüsselwerk der antiken Moralphilosophie. Recht handelt, wer den vier Tugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Mut und Mäßigung folgt, der menschlichen Natur entspricht und dem Gemeinwohl dient. Sein konsequentes Eintreten für ein gerechtes, menschenwürdiges Leben beeindruckt noch immer. Dabei plädiert er für eine Vielfalt in der Welt, eine Gemeinschaft der Sprachen und des Lebens. Er verachtet Skrupellosigkeit und Tyrannei der Mächtigen. Georges-Arthur Goldschmidt verläßt 1939 als Elfjähriger sein jüdisches Elternhaus in Hamburg und flieht in die Savoyen, wo er – vor den Deutschen versteckt – in einem Kinderheim und später bei Bergbauern überlebt. Es ist eine sehr besondere Erzählung, die von dem Ausgestoßensein berichtet und von den Versuchen, den Erzähler mit sich zu versöhnen. Die umgebene Landschaft, die Tiere, der eigene Körper sind wie ein Spiegel bei dem Versuch, die Angst und die Scham zu überwinden. Es heißt: ‹Er machte wieder kehrt und ging zurück, um die gerade gegangene Strecke noch einmal abzugehen und so zu sehen, wie er sie am Tage seiner Flucht vom anderen Bauern gesehen hatte, um die Strecke ohne Angst wieder zu erleben… Das hohe Licht, die Farben, die Matten und die Berge erhoben ihn, er war voll vom Dasein, vom Gefühl, daß er da war… Auf einmal, er war schon fast ganz oben, fingen die Glocken zu läuten an… Es war ein Klang, wie man ihn in Sonntagsgärten hörte, bei dem man sich weite Horizonte vorstellte, ein Klang, der den Körper erleichterte und beschwingte, er reichte von Kirchturm zu Kirchturm, es war, als sei man selber ganz aus diesen Tönen gebildet. Lange läuteten die Glocken über dem Tal die Befreiung in ganz Savoyen ein.›
Musikalisches Schubladendenken ist Hugo Ticciati völlig fremd, weshalb es für den gefeierten Violinisten und Dirigenten auch keine Alte oder Neue Musik gibt, sondern nur hörenswerte und nicht hörenswerte. So sorgt er auch mit dem von ihm gegründeten Kammerorchester O/Modernt (schwedisch für Un/Modern) für überraschende Querverbindungen zwischen Gestern und Heute und ist nicht nur am Dirigentenpult dieses erstklassig besetzten Klangkörpers zu erleben, sondern auch an der Violine. Von Peteris Vasks spielt er die Violin-Meditation ‹Lonely Angel›, mit der sich der lettische Komponist entfernt auf Haydns Oper ‹L’Isola disabitata› bezogen hat. Der Schwede Albert Schnelzer ließ sich dagegen für ‹Aksak and Ciphers› von Haydns berühmter ‹Abschiedssinfonie› inspirieren. Und über allem schwebt schließlich wie ein einsamer Planet: Beethovens zeitlos staunenmachende Große Fuge.
40 / 35 / 30 €, Tageskarte 55 / 50 € inkl. Suppe
Samstag, 30. August 2025, 11.00 Uhr, Ehemalige Abteikirche Corvey
Kurzlesung und Liedermatinee
Rainer Frank
Cicero Pro Archia Unseren Geist durch Kunst ausbilden
Bundesjugendchor
Anne Kohler, Leitung
Aufbruch in die Freiheit
Mit Werken von Johann Sebastian Bach, Ysaye Barnwell, Benjamin Britten, Ernst Krenek, Max Hundelshausen, Francis Poulenc, Joby Talbot und anderen
Das Programm ‹Aufbruch in die Freiheit› des Bundesjugendchores geht den Fragen von Unterdrückung, Ausgrenzung, Emigration, Freiheit und Hoffnung auf Selbstbestimmung chormusikalisch nach. Benjamin Britten, Demokrat und Pazifist, vertont 1938 am Vorabend des Zweiten Weltkrieges einen Text von Randall Swingler, der ein bedrohliches Bild von Diktatur und Gewaltherrschaft zeichnet. Mit der Aufforderung ‹Life shall be for the People that’s by the people made› endet das Werk. Joby Talbot beschreibt eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg, und Ysaye Barnwell setzt sich mit dem Thema der Nächstenliebe auseinander. Das solistische Trio ‹Denn das Gesetz… hat mich frei gemacht› stammt aus der Bach-Motette ‹Jesu, meine Freude›. Die Überzeugung, daß Demokratie und Meinungsfreiheit Werte darstellen, verbindet die Chorwerke aus dem 20. und 21. Jahrhundert.
Dem Dichter Archias wird das römische Bürgerrecht bestritten. Cicero verteidigt seinen ehemaligen Lehrer und betont die wichtige Rolle der Dichtung und Bildung für den einzelnen Menschen und die Gesellschaft – ein bewegendes Zeugnis von Ciceros Humanitas.
25 / 20 €, freie Platzwahl
Samstag, 30. August 2025; 15.30 Uhr, Schloss Corvey, Refektorium
Lesung
Volker Braun
Die hellen Haufen
Vortrag und Gespräch
Gerd Schwerhoff
Brüderliche Liebe und tyrannische Gewalt.
Der Bauernkrieg von 1525
Mit Pause
In ‹Die hellen Haufen› schreibt der Büchner-Preisträger Volker Braun von einem fiktiven Arbeiterkrieg, wo zehn Mansfelder Artikel verfaßt werden und die Leute ‹alle Historiker sind›, darum ziehen sie nicht etwa auf den Schlachtberg bei Frankenhausen, wo 5000 Bauern massakriert wurden, sondern auf eine Schlackehalde. Mit der Losung ‹Keine Gewalt…› Die Geschichte hat zahlreiche Parallelen zum Aufstand der Bauern vor 500 Jahren – sie hat sich allerdings nicht ereignet. Sie ist nur, sehr verkürzt und unbeschönigt, aufgeschrieben. Es war hart zu denken, daß sie erfunden ist; nur etwas wäre ebenso schlimm gewesen: wenn sie stattgefunden hätte.
Der Bauernkrieg von 1525 gilt als die größte Erhebung in Europa vor der Französischen Revolution. Er wurde als Aufstand für die Einheit der Deutschen, frühbürgerliche Revolution und Revolution des gemeinen Mannes gedeutet. Der Historiker Gerd Schwerhoff versteht es meisterhaft, ein neues farbiges Gesamtbild zu zeichnen, und beschreibt die Geschichte einer wilden Handlung. Herbst 1524: Befeuert durch die Botschaft der Reformatoren beginnt im deutschen Südwesten ein Aufstand, der im Frühjahr 1525 fast den ganzen Süden des Reiches erfaßt hat. Überall organisieren sich die Bauern und die mit ihnen sympathisierenden Stadtbewohner in großen ‹Haufen›. Sie zerstören Klöster, brennen Burgen nieder und zwingen Herren, Grafen und sogar Fürsten in ihre ‹brüderliche Vereinigung›. Fast überall fordern sie die Beseitigung der Kirche als weltlichen Machtfaktor und verfassen die Memminger Zwölf Artikel, die als eine Magna Carta gelten, sie enthalten Forderungen nach Freiheits- und Menschenrechten. Die Herrschenden sind zunächst uneins, aber dann läuft die militärische Maschinerie des mächtigen Schwäbischen Bundes an.
20 €, freie Platzwahl
Für Jugendliche und Erwachsene bis 25 Jahre ist der Eintritt frei, eine Reservierung ist erforderlich
Samstag, 30. August 2025; 19.30 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal
Lesung und Musik
Martina Gedeck
Charles de Coster Thyl Ulenspiegel
Capella de la Torre
Katharina Bäuml, Schalmei
und Leitung
Schwarze Spiegel
Musikalische Reflexe der Bauernaufstände
von Heinrich Isaac, Ludwig Senfl, Johann Walther,
Michael Praetorius & aus volkstümlicher Tradition
Mit Pause
Vom Aufbruch in die Freiheit liest die fabelhafte Martina Gedeck. Charles de Costers Ulenspiegel kommt wenige Jahre nach dem Bauernkrieg in Flandern zur Welt. Sein Till ist nicht einfach der Possenreißer, sondern seine rasanten Abenteuer unternimmt er im Ringen um Gerechtigkeit. Das Buch schildert den Freiheitskampf der Flamen gegen die spanische Herrschaft im sechzehnten Jahrhundert. Es ist die Zeit der Inquisition, des Krieges in den Niederlanden für die Reformation und gegen die Spanier. ‹Ein unvergessliches und unvergängliches Werk› hat Stefan Zweig de Costers Roman genannt: es stehe einsam und überragend in seiner Zeit. Es ist ein Volksbuch ohnegleichen. Ulenspiegel wird 1527 geboren und fast zeitgleich Philipp II., Sohn von Karl V. Im Buch gibt es immer wieder Gegenüberstellungen der beiden: Philipp werde ein Henker werden, Ulenspiegel aber werde unsterblich und jung durch die Welt ziehen, prophezeit die Nachbarin Katheline, die im Buch eine besondere Rolle als Vorherseherin übernimmt und damit auch der Verfolgung ausgesetzt ist. Ernst Ludwig Kirchner beschäftigte sich in Bildern mit dem Epos und schrieb 1923: ‹Ach, unserer Generation ist doch durch das Verbrechen des Krieges alle Lebensfreude vergiftet, das einzige, was bleibt, ist die Kunst. Sie steht über und jenseits der Nationen und ihre Sprache wird überall verstanden.›
Die soziale Ungleichheit zu Beginn des 16. Jahrhunderts war enorm, und besonders die ländliche Bevölkerung ächzte unter der Last der Abgaben und Frondienste. Mit dem Siegeszug der Reformation bildete sich besonders im deutschsprachigen Raum eine Protestbewegung, die vor allem von Bauern getragen wurde. Mit der Niederschlagung der Bewegung wurde auch das kulturelle Umfeld der bäuerlichen Aufstände weitgehend ausgelöscht – auch die Musik der Aufständischen wurde unterdrückt und vergessen. Doch haben sich Reflexe dieser Musik erhalten, nicht zuletzt im Volkslied. Musikalische Zeugnisse von Vorläuferbewegungen des Bauernkrieges finden dabei ebenso Berücksichtigung wie solche, die aus der späteren Beschäftigung mit dem Aufruhr hervorgegangen sind, etwa in der Musik des 17. Jahrhunderts. Diese werden im Konzert der Capella de la Torre aufgegriffen und der reich überlieferten Musik der höfischen Kultur der Zeit gegenübergestellt.
40 / 35 / 30 €, Tageskarte 75 / 70 €
Sonntag, 31. August 2025, 11.00 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal
Lesung mit Musik
Amatis Piano Trio und Thomas Quasthoff
Die Menschlichkeit im Krieg
Aus Tagebüchern und Feldpostbriefen 1914 bis 1917
Erich Wolfgang Korngold (1897 – 1957)
Dogberry and Verges (March of the Watch)
Anton Webern (1883 – 1945)
aus: Drei kleine Stücke für Violoncello und Klavier op. 11
Franz Schubert (1797 – 1828)
Andante con moto / aus: Klaviertrio Es-Dur D 929
Robert Schumann (1810 – 1856)
Abendlied op. 85 (Bearbeitung für Klaviertrio)
Franz Schubert Klaviertrio Es-Dur D 897 Notturno
Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975)
Allegro con brio / aus: Klaviertrio Nr. 2 e-Moll op. 67
Fritz Kreisler (1875 – 1962)
Liebesleid / aus: Alt-Wiener Tanzweisen (
Robert Schumann Humoreske / aus: Fantasiestücke für Klaviertrio op. 88
Anton Webern Langsam / aus: Zwei Stücke für
Violoncello und Klavier
Rebecca Clarke (1886 – 1979)
Andante molto semplice / aus: Klaviertrio
Amatis Piano Trio
Lea Hausmann, Violine
Samuel Shepherd, Cello
Mengjie Han, Klavier
Mit ‹Menschlichkeit im Krieg› schauen Thomas Quasthoff und das preisgekrönte junge Amatis Piano Trio – 2019 als ‹Rising Stars› durchgestartet – hinter die historischen Fakten, hinein in persönliche Schicksale. Dazu dient ihnen eine Auswahl aus Feldpostbriefen, die während des Ersten Weltkriegs von den Fronten an die Familien und Freunde geschickt wurden: liebevolle wie besorgte Lebenszeichen und zugleich Zeugnisse des anfänglichen Enthusiasmus, der immer tieferen Ernüchterung und schließlich des puren Grauens angesichts des massenhaften Sterbens; Zeugnisse aber auch bedingungsloser Freundschaften und einer berührenden Menschlichkeit in Momenten, in denen über Kampflinien hinweg Feindschaften vergessen wurden. Kompositionen von Schubert und Schumann, Kreisler, Korngold, Webern, Clarke und Schostakowitsch bilden das musikalische Pendant zu diesen intimen Dokumenten über ein Leben im Krieg, das auch bei denen, die überlebten, tiefe Wunden hinterließ – und für viele in weitere Erfahrungen der Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung münden sollte. Dazu erklingen langsame Sätze aus Klaviertrios etwa von Schostakowitsch, dessen zweites Klaviertrio während des Zweiten Weltkriegs in tiefer Trauer um einen Freund entstand. Aufgelockert wird die Matinee durch Stücke wie ‹Dogberry and Verges – March of the Watch› von Korngold, das die anfängliche Kriegsbegeisterung junger Soldaten karikiert.
40 / 35 / 30 €, bis 25 Jahre 15 €; das gesamte Wochenende 160 / 145 €
Freitag, 5. September 2025, 19.30 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal
Lesung und Konzert
Peter Lohmeyer
Voltaire Candide oder der Optimismus
Céline Frisch, Cembalo
Jean-Philippe Rameau (1683 – 1764)
Suite in G – Nouvelles suites de pièces de clavecin
Les Tricotets, L’Indifférente, Menuets, La Poule, Les Triolets, Les Sauvages, L’Enharmonique, L’Egyptienne
Alexander Melnikov, Klavier
Franz Schubert (1797 – 1828)
Fantasie C-Dur op. 15 D 760
Muzio Clementi (1752 – 1832)
aus: Sonate für Klavier in g-Moll op. 34
Mit Pause
Voltaire, der große Philosoph, unerbittliche Spötter und brillante Geist der Aufklärung, war ein großer Verehrer Ciceros. ‹Vom rechten Handeln› hielt er für die beste Abhandlung über die menschlichen Pflichten. Er schätzte den antiken Redner als Gegner des Despotismus. Wie kann man Glück und Liebe in einer Welt voller Bosheit, Grausamkeit und Ungerechtigkeit finden? Voltaires naiver Held Candide wird aus dem westfälischen Heimatschloß verbannt, eine Vertreibung aus jenem Paradies, das nach der Leibnizschen Theorie ‹die beste aller Welten› zu sein scheint. Auf seiner irrwitzigen Reise stolpert er von einer Katastrophe in die nächste, und der Optimismus seines Begleiters Pangloß wird mehr und mehr der Lächerlichkeit preisgegeben. ‹Unsere Kriege morden mehr Menschen, als die Erdbeben vernichten›, schreibt Voltaire – es ist eben nicht alles gut, so wie es ist. Voltaire erinnert daran, nicht alles Übel der Welt hinzunehmen und umzudeuten in das Beste, das passieren könne, sondern die Realität mit offenen Augen und wachem Sinn zu betrachten und ihr ohne Illusionen entgegenzutreten, dabei bedenkend, daß immer auch die Möglichkeit besteht, sie durch Toleranz und Menschlichkeit ein wenig besser zu machen. Wie es Voltaire gelingt, mit so viel Esprit und guter Laune über das Elend der Welt zu schreiben, ist in der Lesung von Peter Lohmeyer mit Komik und bitterem Witz zu hören.
Zu Voltaires Zeit repräsentierte Jean-Philippe Rameau die höchste Entwicklung in der Musik. Voltaire kannte Rameau bestens und schrieb für ihn ein Opernlibretto. Aus diesem Grund steht neben dem Flügel auch ein Cembalo auf der Bühne im Kaisersaal. Die französische Cembalistin Céline Frisch hat für ihre Rameau-Einspielung höchstes Lob der Fachpresse erhalten. Rameaus Musik erhält in ihrer Interpretation ihre ganze Wirkung im Zusammenspiel von Licht und Schatten. Alexander Melnikov, ein Pianist von Weltrang, stellt der Barockmusik im zweiten Teil des Abends eine romantische Version gegenüber. Sein Spiel ist von einem scharfsinnigen, fesselnden und fast sarkastischen Humor durchdrungen. Ein Künstler, dessen Intelligenz und Einfühlungsvermögen großzügige Umwege zuläßt.
40 / 35 / 30 €
Samstag, 6, September 2025, 11.00 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal
Kurzlesung und Liedermatinee
Rainer Frank Cicero De officiis
Er leuchtet trotzdem sich
Konstantin Krimmel, Bariton
Daniel Heide, Klavier
Franz Schubert (1797 – 1828)
Der Wanderer D 493 (Gedicht von Georg Philipp Schmidt von Lübeck)
An den Mond D 193 (Ludwig Christoph Heinrich Hölty)
Schäfers Klagelied D 121 (Johann Wolfgang von Goethe)
Wanderers Nachtlied I D 224 (J. W. von Goethe)
An den Mond D 259 (Johann Wolfgang von Goethe)
Der Wanderer an den Mond D 870 (Johann Gabriel Seidl)
Die Bürgschaft D 246 (Friedrich Schiller)
Hoffnung D 627 (Friedrich Schiller)
Gruppe aus dem Tartarus D 583 (Friedrich Schiller)
Nachtstück D 672 (Johann Mayrhofer)
Prometheus D 674 (Johann Wolfgang von Goethe)
Von Großzügigkeit gegenüber den Mitmenschen spricht Cicero in seiner Abhandlung über Gerechtigkeit. Insgesamt solle man für jeden Menschen alles tun, wovon man selbst keinen Schaden hat, der andere aber einen großen Nutzen. Dieser Gedanke, die Suche nach der Begegnung mit dem anderen, in dem man sich selbst findet, spiegelt sich in dem Konzert wider.
Der deutsch-rumänische Bariton Konstantin Krimmel ist erst seit wenigen Jahren im Liedgesang aktiv und wird hoch gehandelt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnet ihn gemeinsam mit Fischer-Dieskau und Gerhaher als ‹wohl der größte Glücksfall, der dem Kunstlied widerfahren ist› (FAZ, 3. 5. 2025). Gemeinsam mit Daniel Heide am Klavier lassen die beiden Musiker die Musik Franz Schuberts strahlend, ausdrucksstark und textverständlich erklingen. Die Gestalt des Wanderers durchzieht als Archetypus Schuberts Schaffen. Pastorale, melancholische Szenen, die dem Publikum des 19. Jahrhunderts vertraut waren, verbinden die beiden Musiker in ihrem heutigen Konzert mit den dramatischen Balladen von Goethe und Schiller, die antike Mythen aufgreifen, und Kompositionen zu Gedichten, die von Sehnsucht und Hoffnung sprechen.
25 / 20 / 15 €
Samstag, 6, September 2025, 15.30 Uhr, Schloss Corvey, Refektorium
Lesung
Christoph Ransmayr
Am See von Phoksundo. Bildnis eines
glücklichen Menschen und andere Erzählungen
Vortrag
Volker Gerhardt
Humanität. Antikes Erbe unter neuzeitlichem
Handlungsdruck
Mit Pause
Das Leben selbst bestimmt den verführerischen Rhythmus der Erzählungen, das Entstehen und die Vergänglichkeit, den Aufbruch in die Welt und die Heimkehr ins Vertraute. In Christoph Ransmayrs Worten, durch seinen scharfen Blick, verwandelt sich die Welt in eine, die farbenprächtiger, detailreicher und ein wenig größer zu sein scheint, als wir sie kennen. Er entdeckt neue Kulturen und Sprachen für sich und beschreibt sie in immer neuen Varianten des Erzählens. Seine Kunst braucht die Begegnung mit dem anderen, denn ‹in der Fremde wird der Mensch neu geboren›. Sein Erzählen hebt die Figuren und Ereignisse aus der Zeit heraus und über die Zeit hinweg. Da ist immer diese Sehnsucht, den Weg zum anderen zu finden, ihm in Respekt, Würde und mit Zuneigung – in einer Art von Liebe – zu begegnen. Im verschneiten Himalaya, auf dem Weg nach Surabaya, Reisen als Sehnsucht nach den – nach dem Menschen. Christoph Ransmayr ist mit seinem Schreiben ein Streiter für mehr Gerechtigkeit in der Welt.
Zum wichtigsten Erbe, das wir der Antike verdanken, gehört die Idee der Humanität. Unter ihrem Anspruch sind die großen Werke der griechischen Philosophie entstanden, und unter deren Einfluß hat Cicero den Begriff der Republik erneuert. Seine Wiederentdeckung – bereichert durch das frühchristliche Erbe – haben es der Renaissance und der ihr verpflichteten Aufklärung ermöglicht, der Idee des demokratischen Rechtsstaats eine universelle Verbindlichkeit zu geben. Doch unter dem globalen Überlebensdruck der Gegenwart droht dieses Erbe verloren zu gehen. Der ehemalige Klosterschatz von Corvey bietet Volker Gerhardt, einem der prominentesten deutschen Philosophen, eine willkommene Gelegenheit, an die Bedeutung der Humanität für unsere Zukunft zu erinnern.
20 €, freie Platzwahl
Für Jugendliche und Erwachsene bis 25 Jahre ist der Eintritt frei, eine Reservierung ist erforderlich
Samstag, 6. September 2025, 19.30 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal
Lesung und Konzert
Nina Hoss
Vladimir Nabokov Die Gabe
Anja Lechner, Cello
Bach, Hume, Abel
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Suite für Violoncello solo Nr. 2 in d-Moll, BWV 1008
Prélude, Allemande, Courante, Sarabande, Menuet I/II, Gigue
Anja Lechner, Tanz in G
Tobias Hume (c. 1579 – 1645)
A Question, An Answer, A Pollish Ayre,
She Loves It Well, Hit It In The Middle
Carl Friedrich Abel (1723 – 1750)
Arpeggio in d-Moll
Mit Pause
‹Die Gabe› erzählt die Geschichte des jungen Russen und Dichters Fjodor in Berlin zwischen 1925 und 1928. Wie der Autor selbst kommt er ins Exil, durch die Oktoberrevolution vertrieben und verarmt, als ein Kosmopolit. Jener ‹Schauer der Dankbarkeit, wem immer sie gebührt›, den er als ekstatisches Gefühl bei der Schmetterlingsjagd beschrieben hat, durchzieht Nabokovs Werk, in dem das Glück der Kindheit, die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat, die Figur des geliebten Vaters und das bewältigte Exil verzaubert aufgehoben sind. Die großartige, international gefeierte Schauspielerin Nina Hoss liest von dem Zauber, von dem ‹unser Leben erfüllt war, der anderen Familien unbekannt war›. Solch ein Zauber prägt auch den verschlungenen, mit vielen Hindernissen verbundenen Weg der Liebe zwischen Fjodor und Sina. Während er am Brandenburger Tor auf sie wartet, bekennt er ‹Da auf einmal wurde ich der Zärtlichkeit der Welt gewahr, der tiefen Güte all dessen, was mich umgab, der wohltuenden Verbindung zwischen mir und allem Seienden [ … ]. Ich begriff, daß die Welt durchaus kein Kampf ist, keine Abfolge blutrünstiger Zufälle, sondern aufflackernde Freude, erregende Gnade, ein Geschenk, das wir nicht zu schätzen wissen.› Die wunderbare Cellistin Anja Lechner ergänzt die Lesung kongenial mit ihrem Konzert, da werden die Bilder des Textes zu kunstvollen Klängen gestaltet.
40 / 35 / 30 €, Tageskarte 75 / 70 €
Sonntag, 7. September 2025, 11.00 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal
Lesung
Katja Kolm und Michael Maertens
Hallo, hier spricht Nawalny
Musik
Aus: Johann Sebastian Bach Kunst der Fuge BWV 1080
eingespielt von Grigory Sokolov, Sankt Petersburg 1978—1981, Opus 111 / naÏve
Alexej Nawalnys Briefe aus dem Gefängnis sind zu einem speziellen literarischen Genre geworden, in dem einer der berühmtesten politischen Gefangenen als nüchterner Analytiker, als leidenschaftlicher Prophet, strenger und ironischer Ankläger und liebender Ehemann auftritt. Er seziert die russische Regierung, beschreibt die Bedingungen in Gefängnissen, unternimmt Ausflüge in die Geschichte und teilt persönliche Erfahrungen. Sein briefliches Vermächtnis erzählt die Geschichte des russischen Widerstands und wie man unter unmenschlichen Bedingungen Menschlichkeit bewahrt. Der Oppositionelle Nawalny wurde 2020 Opfer eines lebensgefährlichen Nervengiftanschlags, kehrte 2021 zurück nach Russland und brach am 16. April 2024 nach jahrelanger Misshandlung in einem sibirischen Gefängnis tot zusammen.
Die österreichische Schauspielerin Katja Kolm begann 2021 Alexej Nawalnys Gefängnisschriften zu sammeln. Nach langer Vorbereitung, angetrieben von dem Wunsch, diese bemerkenswerten Texte dem deutschsprachigen Publikum nahezubringen, wurde die Lesung ‹Hallo, hier spricht Nawalny› bei den Salzburger Festspielen 2024 mit freundlicher Genehmigung von Julia Nawalnaja und Unterstützung von Marina Davydova uraufgeführt. Die ausgewählten Schriften fallen in den Zeitraum von September 2020 bis Februar 2024.
Michael Maertens liest die Texte von Alexej Nawalny und Katja Kolm jene von Julia Nawalnaja. ‹Nawalnys Texte sind ein Vermächtnis, erschütternde Dokumente des Widerstands, der Zeitgeschichte, aber auch Dokumente der Willenskraft und der Liebe›, schreibt die Süddeutsche Zeitung und der NDR ergänzt: ‹Katja Kolm und Michael Maertens schaffen es, diesen Mann greifbar zu machen. Es ist tief ergreifend und inspirierend. Putin ist für Nawalnys Tod verantwortlich, aber eins schaffte er nie: Er hat ihn nie gebrochen.›
Idee, Konzept und Textauswahl: Katja Kolm
Übersetzung und deutsche Bearbeitung: Katja Kolm und Isolde Schmitt
Dank an Grigory Sokolov, Nadia Zhdanova (Artists & Production Manager),
Marina Davydova, Markus Hinterhäuser, Salzburger Festspiele, Lilia.
35 / 30 / 25 €, das gesamte Wochenende 140 / 125 €
Für Jugendliche und Erwachsene bis 25 Jahre ist der Eintritt zur Matinee frei, eine Reservierung ist erforderlich
Freitag, 12. September 2025, 19.30 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal
Lesung und Konzert
Lilith Stangenberg und Benny Claessens
Charles Dickens Große Erwartungen
Daniel Hope , Violine
Marie Sophie Hauzel, Klavier
Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847)
Suleika, Hexenlied, Auf den Flügeln des Gesanges
aus: Sonate F-Dur – 2. Satz: Adagio
Fréderic Chopin (1810 – 1849)
Walzer op. 64 no. 2, Mazurka op. 30 no. 3,
Mazurka op. 17 no. 4
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sonate für Violine und Klavier Nr. 27 G-Dur
Mit Pause
Die Wahrheit des Buches ‹Große Erwartungen› liegt in der Einsicht, daß es oft nicht die großen Schurkereien sind, die uns zu Fall bringen, sondern die kleinen Fehler und Sünden des menschlichen Herzens, von denen wir alle bedroht sind. Charles Dickens entwickelt die meisterliche Geschichte mit einer Wärme und Dringlichkeit, die an die tiefsten Empfindungen rührt und die Zuhörerschaft vollkommen in Bann schlägt. Da ist der Junge Pip, der von seinem Ziehvater, dem Schmied Joe, und der jungen Frau Biddy geliebt und geachtet wird, da ist auf der anderen Seite seine Wohltäterin Miss Havisham und deren Adoptivtochter Estrella, um deretwegen Pip ein Gentleman werden möchte. Er hat große Erwartungen an sein Leben und setzt alles daran, es in London zu Wohlstand und Glück zu bringen.
Wie durch falsche Freunde und Maßlosigkeit Hochmut, Täuschungen, Versuchungen entstehen und die wahren Freundschaften nicht erkannt werden, davon lesen Lilith Stangenberg und Benny Claessens. Charles Dickens, einer der prominentesten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, erlebte selbst die Härten eines bescheidenen Aufwachsens, was seine empathische Darstellung von gesellschaftlichen Mißständen prägte. Seine Erfahrungen im Waisenhaus und als Junge, der für seinen Lebensunterhalt kämpfen mußte, veranlaßten ihn, Themen der sozialen Ungerechtigkeit und der Selbstverwirklichung in seinen Werken zu thematisieren.
Es ist bekannt, daß Charles Dickens bei seinen Reisen auf dem europäischen Kontinent oft Opernhäuser aufsuchte und sich besonders für Werke von Mozart, Chopin und Mendelssohn interessierte. Er selbst nahm – mit wenig Erfolg – Violin- und Akkordeonunterricht und wurde ein begeisterter Musikliebhhaber. Daniel Hope, einer der gefragtesten Geiger unserer Zeit, hat für den heutigen Abend ein spezielles Musikprogramm zusammengestellt, das Dickens‘ Vorlieben aufgreift, und in Begleitung von Marie Sophie Hauzel zu Gehör bringt.
40 / 35 / 30 €
Samstag, 13. September 2025, 11.00 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal
Kurzlesung und Liedermatinee
Cicero Laelius de amicitia Das Glück der Freundschaft
Juliane Banse, Sopran
István Simon, Tanz
Alexander Krichel, Klavier
Franz Schubert (1797 – 1828)
Die Winterreise op. 89 D 911
Heimatlos verläßt ein fremder Wanderer in Franz Schuberts Liederzyklus ‹Winterreise› nach Gedichten von Wilhelm Müller des Nachts Stadt und Geliebte und zieht ohne Ziel hinaus in die eisige Kälte des Winters. Kein leichter und unbeschwerter Spaziergang erwartet ihn, vielmehr setzt er sich den mannigfaltigen Launen des Winters aus, die seine eigenen Seelenzustände auf bizarre Weise versinnbildlichen. Was auf den ersten Blick wie eine einfache Liebesgeschichte anmutet, entpuppt sich zunehmend als eine komplexe Reise metaphysischen Ausmaßes. Wohin diese Reise letztlich führt, bleibt offen. Einsamkeit und Verzweiflung scheinen im eindringlichen Zusammenspiel von Tanz, Rhythmik und Musik immer wieder neu auf. Der Pianist Alexander Krichel verbindet die Sängerin Juliane Banse und den Tänzer István Simon und begleitet sie durch die Reise. Die Verschmelzung von Musik und Tanz in der ausdrucksvollen Choreografie von Andreas Heise, hilft dabei, Schuberts Musik und Müllers Dichtung neu auszudrücken, mit dem Ziel, eine einzigartige, vollständige, überraschende und wahrheitsgetreue Interpretation der ‹Winterreise› zu finden.
Die Liebe gibt den ersten Impuls, ein Band der Freundschaft zu knüpfen. Bei Cicero jedoch kann erst die Tugend sie wirklich hervorbringen. Und so fragt er, wie weit darf die Liebe in der Freundschaft gehen: ‹Es kann keine Freundschaft ohne die Tugend unter keinen Umständen geben.›
25 / 20 / 15 €
Samstag, 13. September 2025, 15.30 Uhr, Schloss Corvey, Refektorium
Lesung
Catalin Dorian Florescu
Zaira / Der Feuerturm
Vortrag
Monika Betzler
Der Wert der Freundschaft
Gespräch
Warum ist Freundschaft und Verbundenheit der
Schlüssel zum Glück?
Mit Pause
‹Romane zu schreiben bedeutet für mich, die menschliche Existenz nicht zu behaupten, sondern zu beschreiben, wie der Mensch als Kind seiner Zeit in seiner Zeit ist und handelt. Wie er von ihr geformt wird oder sich ihr widersetzt und wie er dabei zum menschlich Höchsten, aber auch Niedersten fähig ist. Wie er von seiner Freiheit und seiner Wahlmöglichkeit Gebrauch macht, um menschlich zu bleiben oder eben nicht›, sagt Catalin Dorian Florescu. In vielen seiner Romane, so wie in ‹Zaira› und ‹Der Feuerturm›, finden sich Momente der Menschlichkeit und Gerechtigkeit und wird die Frage gestellt: wer ist Freund und unter welchen Bedingungen bleibt er es.
Was ist das Gegenteil von Freundschaft? Braucht Freundschaft Nähe? Was ist der Unterschied zwischen Freundschaft und Liebe? Ziehen sich Gegensätze an? Darüber spricht Monika Betzler, die einen Lehrstuhl für Praktische Philosophie und Ethik an der LMU München innehat. Sie ist eine der profiliertesten Vertreterinnen der Philosophie. Philosophie kann zum guten Leben beitragen, davon ist sie überzeugt. Beziehungen nun sind keine statischen Phänomene. Sie entwickeln sich, wachsen oder schwinden, verschlechtern sich oder florieren und unterliegen verschiedenen Veränderungen über die Zeit hinweg. Manchmal gehen sie auch zu Ende.
20 €, freie Platzwahl
Für Jugendliche und Erwachsene bis 25 Jahre ist der Eintritt frei, eine Reservierung ist erforderlich
Samstag, 13. September 2025, 19.30 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal
Lesung mit Musik
Christian Berkel
Nagib Machfus Die Reise des Ibn Fattuma
Ensemble Constantinople
Nordic lights in Persian Sky
Benedicte Maurseth, Hardangerfiedel
Patrick Graham, Percussion
Kiya Tabassian, Setar, Gesang und Leitung
Mit Pause
Eine abenteuerliche Reise zum Ende der Welt und eine Reise zum eigenen Selbst unternimmt der charismatische Schauspieler Christian Berkel in seiner Lesung. Nagib Machfus nimmt sich die großen Reisenden aus der Blütezeit des Islam zum Vorbild für Ibn Fattumas Entdeckung ganz und gar heutiger Lebensentwürfe und Utopien. Sein Protagonist bereist die Hauptstädte von ‹vier Ländern, deren Gesellschaften auf jeweils einem Grundsatz fußen: Freiheit, Gleichheit, Zwang und Lust›. Nagib Machfus zeigt in diesem Roman, wie absurd es ist, in einer Ideologie sein Glück zu suchen, eine Fabel für Demokratie und Menschenrechte. Er erhielt im Jahr 1988 als bisher einziger arabischer Autor den Nobelpreis für Literatur. In seiner Dankesrede sagte Nagib Machfus: ‹Das Leben hat mich gelehrt, daß seine Schönheit nicht nur im Denken, in der Freiheit und Demokratie liegt. Sondern vor allem auch in der Freundschaft.›
Global Village und weite Welt, Tradition und Aufbruch – das Ensemble Constantinople begibt sich auf historische als auch geographische und kulturelle Reisen. Bewegung und Begegnung sind der Grundstein ihres musikalischen Schaffens. In der Musik des heutigen Abends verbindet sich persische Musik mit norwegischen Klängen. Benedicte Maurseth ist als Komponistin, Interpretin und Autorin eine bedeutende Figur in der norwegischen Volksmusikszene. Ihre Musik ist zwar in der reichen Tradition der Hardangerfiedel verankert, spiegelt aber auch einen offenen Zugang zu Kreativität und Gegenwart wider. Zusammen mit Kiya Tabassian und Patrick Graham taucht sie hier in weite Klanglandschaften aus reinen, gedämpften Farben und Rhythmen ein, die abwechselnd kontemplativ und rasend sind und durch fesselnde, imaginäre Welten ohne Grenzen von Nord nach Süd und Ost nach West transportieren und navigieren.
40 / 35 / 30 €, Tageskarte 75 / 70 €
Sonntag, 14. September 2025, 11.00 Uhr, Schloß Corvey, Kaisersaal
Lesung mit Musik
Jens Harzer, Marina Galic und Thomas Loibl
Das Gilgamesh-Epos
Vision String Quartet
Sätze aus
Edvard Grieg (1843 – 1907)
Streichquartett g-Moll, op. 27
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Streichquartett Nr. 1 c-Moll, op. 5
Maurice Ravel (1875 – 1937)
Streichquartett F-Dur, op. 35
Florian Willeitner, Violine
Daniel Stoll, Violine
Leonard Disselhorst, Cello
Sander Stuart, Viola
Mit Pause
Die Entstehung des Epos um den sumerischen König Gilgamesh und Enkidu, den behaarten Jäger und Vertrauten der Tiere, geht auf das 3. Jahrtausend vor Christus zurück. Es ist das erste existentialistische Werk der Menschheit, von einem anonymen babylonischen Dichter auf Tontafeln gemeißelt, und ging in den Kanon der Weltliteratur ein. Die Ausnahmeschauspieler Jens Harzer, Marina Galic und Thomas Loibl lesen aus der Übersetzung von Raoul Schrott, die dem Stoff seine ursprüngliche sprachliche Frische und Lebendigkeit wiedergegeben hat. Die Geschichte von Gilgamesh ist nicht nur Spiegel einer frühen Zivilisation – angesiedelt im Land zwischen Tigris und Euphrat, wo Gelehrte die Schrift erfanden und erste Städte bauen ließen, sondern auch eine die Jahrtausende überdauernde Erzählung vom Ringen eines Mannes, der den Tod überwinden und das ewige Leben finden will. Der halbgöttliche König Gilgamesh, Herrscher von Uruk, regiert so tyrannisch, daß die Götter ihm einen Rivalen erschaffen: Enkidu, einen mächtigen Tier-Menschen. Gilgameshs und Enkidus Kampf endet jedoch unentschieden, und die beiden Männer werden Freunde. Gemeinsam überwinden sie den dämonischen Riesen Humbaba und den Stier des Himmels. Aus Rache lassen die Götter Enkidu sterben, und Gilgameshs weiteres Leben steht unter dem Zeichen seiner Auseinandersetzung mit dem Tod und der Suche nach Möglichkeiten, ihm zu entgehen. Gilgameshs Klage und Kampf ist ‹eine ungeheure Konfrontation mit dem Tod, die einzige, die den modernen Menschen nicht mit dem bitteren Nachgeschmack des Selbstbetrugs entläßt› (Elias Canetti).
Das Vision String Quartet präsentiert klassische Musik in einer außergewöhnlichen Interpretation – komplett auswendig, frei von Notenständern. Diese Unabhängigkeit verleiht ihrem Spiel eine beeindruckende Intensität und Ausdruckskraft. Die dramatische Wucht der Geschehnisse vor Enkidus Tod spiegelt sich im Musikprogramm der heutigen Matinee ebenso wie die Trauer Gilgameshs und seine Suche nach der Unsterblichkeit.
40 / 35 / 30 €, das gesamte Wochenende 145 / 130 €
Eintrittspreise
Die Eintrittspreise für die Einzelveranstaltungen finden Sie im Programm. Die Preise sind gestaffelt nach den Kategorien A, B und C.
Kartenrückgabe und -tausch sind nicht möglich. Programmänderungen sind nicht beabsichtigt, jedoch grundsätzlich vorbehalten und berechtigen nicht zur Rückgabe der Karten.
Freier Eintritt
Für ausgewählte Veranstaltungen ist für Jugendliche und Erwachsene bis 25 Jahre der Eintritt frei. Eine Platzreservierung ist dafür erforderlich.
Abo
Für alle Veranstaltungen: Kat. A 425 Euro, Kat. B 380 Euro
Speisenbestellungen
Das Gartencafé Corvey bietet jeden Samstag ein herzhaftes und ein vegetarisches Gericht im Schlossrestaurant vor den Abendveranstaltungen an.
Bitte buchen Sie die gewünschten Gerichte und Getränke zusammen mit Ihren Karten.
30. 08. 2025
Schnitzel (Wiener Art) auf Rahmsoße mit Bratkartoffeln, dazu Salatteller 19,50 €
Nudeln mit Pfannengemüse in Rahmsoße, dazu Salatteller 14,50 €
Glas Wein 6,00 €, Fl. Wasser still / sprudelnd 2,50 €
06. 09. 2025
Hähnchenbrust mit Parmesankruste auf Tomaten-Spaghetti, dazu
Salatteller 19,50 €
Gemüse-Spaghetti in Tomatensoße mit Parmesan, dazu Salatteller 14,50 €
Glas Wein 6,00 €, Fl. Wasser still / sprudelnd 2,50 €
13. 09. 2025
Saftiger Krustenbraten mit Sauerkraut und Salzkartoffeln, dazu Salatteller 19,50 €
Käsespätzle mit Röstzwiebeln, dazu Salatteller 14,50 €
Glas Wein 6,00 €, Fl. Wasser still / sprudelnd 2,50 €
Kartenbüro: Thomas Trappmann:
Telefonservice: [05231 570150]
Per E-Mail: [vianova@corvey.de]
Das Programmheft erscheint Anfang Juni 2025 und kann hier bestellt werden.






