Via NOVA Martina Gedeck, Capella de la Torre

Via NOVA Martina Gedeck, Capella de la Torre

Samstag, 30. August 2025; 19.30 Uhr, Schloss Corvey, Kaisersaal

Lesung und Musik

Martina Gedeck
Charles de Coster Thyl Ulenspiegel

Capella de la Torre
Katharina Bäuml, Schalmei und Leitung

Schwarze Spiegel
Musikalische Reflexe der Bauernaufstände
von Heinrich Isaac, Ludwig Senfl, Johann Walther,
Michael Praetorius & aus volkstümlicher Tradition

Mit Pause

Vom Aufbruch in die Freiheit liest die fabelhafte Martina Gedeck. Charles de Costers Ulenspiegel kommt wenige Jahre nach dem Bauernkrieg in Flandern zur Welt. Sein Till ist nicht einfach der Possenreißer, sondern seine rasanten Abenteuer unternimmt er im Ringen um Gerechtigkeit. Das Buch schildert den Freiheitskampf der Flamen gegen die spanische Herrschaft im sechzehnten Jahrhundert. Es ist die Zeit der Inquisition, des Krieges in den Niederlanden für die Reformation und gegen die Spanier. ‹Ein unvergessliches und unvergängliches Werk› hat Stefan Zweig de Costers Roman genannt: es stehe einsam und überragend in seiner Zeit. Es ist ein Volksbuch ohnegleichen. Ulenspiegel wird 1527 geboren und fast zeitgleich Philipp II., Sohn von Karl V. Im Buch gibt es immer wieder Gegenüberstellungen der beiden: Philipp werde ein Henker werden, Ulenspiegel aber werde unsterblich und jung durch die Welt ziehen, prophezeit die Nachbarin Katheline, die im Buch eine besondere Rolle als Vorherseherin übernimmt und damit auch der Verfolgung ausgesetzt ist. Ernst Ludwig Kirchner beschäftigte sich in Bildern mit dem Epos und schrieb 1923: ‹Ach, unserer Generation ist doch durch das Verbrechen des Krieges alle Lebensfreude vergiftet, das einzige, was bleibt, ist die Kunst. Sie steht über und jenseits der Nationen und ihre Sprache wird überall verstanden.›
Die soziale Ungleichheit zu Beginn des 16. Jahrhunderts war enorm, und besonders die ländliche Bevölkerung ächzte unter der Last der Abgaben und Frondienste. Mit dem Siegeszug der Reformation bildete sich besonders im deutschsprachigen Raum eine Protestbewegung, die vor allem von Bauern getragen wurde. Mit der Niederschlagung der Bewegung wurde auch das kulturelle Umfeld der bäuerlichen Aufstände weitgehend ausgelöscht – auch die Musik der Aufständischen wurde unterdrückt und vergessen. Doch haben sich Reflexe dieser Musik erhalten, nicht zuletzt im Volkslied. Musikalische Zeugnisse von Vorläuferbewegungen des Bauernkrieges finden dabei ebenso Berücksichtigung wie solche, die aus der späteren Beschäftigung mit dem Aufruhr hervorgegangen sind, etwa in der Musik des 17. Jahrhunderts. Diese werden im Konzert der Capella de la Torre aufgegriffen und der reich überlieferten Musik der höfischen Kultur der Zeit gegenübergestellt.

Eintritt: 40 / 35 / 30 €, Tageskarte 75 / 70 €

[Kartenbestellungen online]

Per E-Mail: [vianova@corvey.de]

Telefonservice: [05231 570150]