Das Fürstenhaus

Das Fürstenhaus

DIE SÄKULARISIERUNG CORVEYS

Seit der Säkularisation im Jahre 1803 ist Corvey kein Kloster mehr, sondern im Besitz der Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey. Die Familie trägt seither die Verantwortung für die Klosteranlage, mit Ausnahme der Abteikirche. Besucher erkennen die Anwesenheit des Herzogs an der weithin über das Wesertal sichtbar wehenden Flagge in den fürstlichen Hausfarben Rot und Gold.

ZWEI JAHRHUNDERTE – FÜNF HERZÖGE

DAS HERZOGLICHE HAUS RATIBOR UND CORVEY

Das Herzogliche Haus Ratibor und Corvey wurde im Jahre 1840 durch ein Dekret des Königs von Preußen begründet. Es geht zurück auf das alte fränkische Fürstengeschlecht Hohenlohe-Schillingsfürst und ist damit ein Zweig des Gesamthauses Hohenlohe. Ausgangspunkt war das Testament des Landgrafen Viktor Amadeus von Hessen Rotenburg, der 1825 seine außerhessischen Besitzungen an seinen Neffen, den Prinzen Viktor zu Hohenlohe-Schillingsfürst vererbte. Gleichzeitig verfügte er die Gründung einer neuen Familie in der Gestalt des „Ratibor- und Corvey’schen Familienfideikommiß“. Nach dem Tod des Landgrafen 1834 gelangten das schlesische Herzogtum Ratibor und das westfälische Fürstentum Corvey an das Fürstliche Haus Hohenlohe-Schillingsfürst, dessen Erbprinz Viktor im Jahre 1840 vom König von Preußen zum ersten Herzog von Ratibor und Fürsten von Corvey erhoben wurde. Dies war die Geburtsstunde der heutigen Familie.

Im Königreich Preußen und im Deutschen Kaiserreich spielten die Herzöge von Ratibor eine führende Rolle in Politik, Wirtschaft und Kultur. Nach dem Ende der Monarchie im Jahre 1918 widmete sich die Familie in erster Linie der Bewirtschaftung ihrer land- und forstwirtschaftlichen Betriebe im oberschlesischen Ratibor und im westfälischen Corvey. Dabei spielte auch der Erhalt und die Pflege der Schlossanlagen eine zentrale Rolle, so der Familiensitz Schloss Rauden mit seinem ausgedehnten Landschaftspark, das Stadtschloss Ratibor mit der Hauptverwaltung der herzoglichen Besitzungen und schließlich Schloss Corvey, das die Familie hauptsächlich als Sommersitz bewohnte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fielen die schlesischen Besitzungen der Familie an den polnischen Staat. Die Familie floh nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches nach Westfalen, wo sie in Corvey dauerhaften Wohnsitz nahm und auch die zentrale Verwaltung der verbliebenen herzoglichen Besitzungen installierte. Nach dem Tod seines Vaters, Herzog Viktor III., übernahm der erst 25jährige Sohn Franz Albrecht im Jahre 1945 die Geschicke des Familienunternehmens. In den unruhigen Nachkriegsjahren baute Herzog Franz Albrecht nicht nur einen modernen, in die Zukunft gerichteten Wirtschaftsbertrieb auf, sondern schuf auch ein kulturelles Zentrum in Westfalen, das bis heute weit über seine Grenzen hinaus strahlt. Dieses gelang ihm mit Hilfe zahlreicher größtenteils öffentlicher Institutionen durch umfangreiche aus denkmalpflegerischer und baugeschichtlicher Sicht bedeutende Renovierungsarbeiten. Hierzu gehören vor allem das Schloss, die Kirche und die Fürstliche Bibliothek. Auch das Museum und die Corveyer Musikwochen verdanken ihm seine Existenz.

Heute führt seine Sohn Viktor als 5. Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey  die Geschicke des familiären Unternehmens mit seinen Gebäuden und Betrieben und ermöglicht sein Fortbestehen bis weit ins 21. Jahrhundert hinein.

Tipp

Weiterführende Literatur zum Haus Ratibor, erhältlich im Museumsshop Schloss Corvey.

Günter Tiggesbäumker:

Das Herzogliche Haus Ratibor und Corvey

Geschichte und Bedeutung einer fürstlichen Familie.
Mit einem Vorwort von S. D. Viktor Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey.
Lindenberg: Kunstverlag Josef Fink, 2023