Via Nova Kunstfest Corvey 2025

Via Nova Kunstfest Corvey 2025

Das schöne Bild der Freundschaft. Gedankenwelten der Menschlichkeit

an 3 Wochenenden: 29. August – 14. September 2025

Lesungen, Konzerte, Vorträge, Gespräche

Diese Studien bringen die Jugend voran,
das Alter unterhalten sie,
im Glück sind sie eine Zierde,
im Unglück gewähren sie Zuflucht und Trost,
sie erfreuen zu Hause,
draußen sind sie keine Last,
sie verbringen mit uns die Nacht,
gehen mit uns auf die Reise,
halten sich mit uns auf dem Lande auf
Cicero, Pro Archia

Corvey – seit 2014 einziges UNESCO-Weltkulturerbe in Westfalen mit der Civitas und dem
karolingischen Westwerk, einstiges kulturelles, geistiges und wirtschaftliches Zentrum Sachsens und
Norddeutschlands mit entscheidenden Impulsen nach Skandinavien und Osteuropa – wird mit seiner
reichhaltigen, vielschichtigen Geschichte, seinen dort wirkenden Persönlichkeiten und seinen
europäischen Verbindungen Ausgangspunkt und Ankunftsort des Kunstfestes ‹Via Nova Corvey›.
Wichtige Ereignisse, die von Corvey historisch gesetzt wurden oder dort belebt wurden, werden beim
Kunstfest aufgegriffen und dargestellt, und mit dem Wissen, den Erkenntnissen und Erfahrungen der
Zwischenzeiten und der Gegenwart künstlerisch und philosophisch weitergedacht und für uns ins
Heute übersetzt. Dabei spiegelt insbesondere der reiche Schatz der Klosterschule die Interessen und
Orientierungen, die Traditionen und Aufbrüche, das reiche Wissen und den Bildungsstand und
Ideenhorizont der Mönche wider.

Anfang des 12. Jahrhunderts erlebte das von Ludwig dem Frommen 822 gegründete Kloster noch
einmal unter Abt Wibald von Stablo einen Höhepunkt und wurde zu einer wichtigen
Gedankenschmiede. Der umfassend gebildete und diplomatisch tätige Wibald orientierte sich an
antiken Vorbildern, besonders an den Schriften und Ideen von Cicero, von dem er sich Handschriften
beschaffte und sie für Corvey kopieren ließ.

In spartenübergreifenden Veranstaltungen aus Literatur, Musik, philosophischen Betrachtungen und
Gesprächen, mit eigens für das Festival konzipierten Konzerten und einer openair-
Theaterinszenierung, morgendlichen neu eingeführten Liedermatineen und Kurzlesungen werden
Gedanken Ciceros vom Sinn und Zweck des guten Lebens, wie er sie in De officiis (Vom rechten
Handeln), Pro Archia (Rede für Archias) und in Laelius de amicitia (Laelius über die Freundschaft)
geäußert hat, beim Via Nova Kunstfest 2025 aufgegriffen und aus verschiedenen zeitlichen
Perspektiven beleuchtet.
Das Kunstfest fand erstmalig 2018 statt und zieht jährlich mehrere tausend Besucher an, die zu 70 %
aus Westfalen/NRW anreisen und zu 30 % deutschlandweit kommen. 2022 und 2024 wurden die
jeweiligen Eröffnungsreden in den wichtigsten Tageszeitungen (FAZ) abgedruckt, von ca. 40
Presseartikeln und Medienberichten sind mehr als die Hälfte überregional.
Ciceros philosophische Gedankenwelt des gelingenden Lebens, der Freiheit und der Menschlichkeit
wird an drei Wochenenden von Ende August bis Mitte September (29.08. bis 14.09.2025) variiert.

Was ist nachdenkenswert und mag substantiell für eine heutige philosophisch-geistige und
ästhetisch-kulturelle Wahrnehmung, Orientierung und Haltung sein?
In seinen philosophischen Schriften befasst sich Cicero mit den Kernthemen unserer Existenz: der
inneren Freiheit, der Wichtigkeit sittlicher Normen, dem Wert der Freundschaft, der Bedeutung von
Humanität. Nachdenken über das Gute und das richtige Handeln setzt Nachdenken über die
Erfahrung vom eigenen Selbst, Erfahrungen von den anderen und über die Welt voraus. Freiheit
verweist auf das Miteinander, auf die Toleranz gegenüber anderen Meinungen und damit auf den
Austausch über Uneinigkeiten und den Respekt anderen gegenüber: „Ein Mann, der freundlich
Irrenden die Straße zeigt, der zündet gleichsam Licht von seinem Lichte an: er leuchtet sich, auch
wenn er jene zündet an“, zitiert Cicero den Dichter Quintus Ennius.

 

Programm (Planung)

Das erste Wochenende steht unter dem Gedanken, wie Literatur/Musik Vergangenheit beleuchten
kann und umgekehrt Geschichte die Literatur/Musik beeinflusst.

Wo ist eine Orientierung zu finden, damit wir unser Handeln an einem Maßstab ausrichten können,
der über die individuelle Zwecksetzung und den individuellen Nutzen hinausgeht?
Ciceros Vom rechten Handeln ist ein Schlüsselwerk der antiken Moralphilosophie. Recht handelt, wer
den vier Tugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Mut und Mäßigung folgt, der menschlichen Natur
entspricht und dem Gemeinwohl dient.

29. August 2024

Eröffnungsrede (Einladung an David Grossman)
Konzert Alban Gerhardt Cello
J. S. Bach, Cello-Suite
NN liest: Cicero Vom rechten Handeln

Kombiniert mit Georges-Arthur Goldschmidt Die Aussetzung
Konzert O’Modernt Haydn plus
Franz Joseph Haydn, Ouvertüre „L‘Isla disabitata
Peteris Vasks, Lonely Angel /relating to the opera)
Albert Schmelzer, Aksak and Ciphers (same orchestra as Farewll Symphony)
Ludwig van Beethoven, Streichquartett op. 133, Große Fuge
Franz Joseph Haydn, Symphonie Nr. 45 (Farewell)

„Wie viel Blut muss noch vergossen werden, bis wir einsehen, dass der Frieden unsere einzige Option ist?“ – so David Grossmans Appell bei der Münchner Sicherheitskonferenz, mit allen Kräften für den Frieden im Nahen Osten einzutreten. In „Die Aussetzung“: 1944 muss der sechzehnjährige jüdische Georges-Arthur Goldschmidt das Kinderheim in den Savoyen verlassen, die Unterbringung dort ist zu gefährlich geworden. O/Modernt Orchestra hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, Musik aus vergangenen Epochen und aus nicht-westlichen Traditionen zu entdecken und von ihnen zu lernen.

 

30. August 2024

Kurzlesung aus Pro Archia

Unseren Geist durch Literatur ausbilden

11.00 Lieder-Matinee

Bundesjugendchor, Leitung Anne Kohler (HfM Detmold), Aufbruch in die Freiheit
Benjamin Britten, Advance Democracy
Ernst Krenek, Guten Morgen, Amerika
Wolfram Buchenberg, Der Emigrant
Max Hundelshausen, Mare nostrum
n.n. Auftragswerk, Thema Freiheit/Demokratie
Joby Talbot, Roncesvalles (Path of Miracles)
Thierry Machuel, Dark like me u. a. m.
Francis Poulenc, Liberté (aus Figure Humaine)

Der Bundesjugendchor ist ein Auswahlensemble des Deutschen Musikrates zur Förderung des
chorsängerischen Spitzennachwuchses. Die künstlerische Leitung liegt in den Händen von Anne
Kohler, Professorin an der Hochschule für Musik Detmold.

15.00 Lesung/Vortrag/Philosophischer Dialog

Daniel Kehlmann Tyll

Herfried Münkler Welt in Aufruhr
Altlasten abwerfen? Was bringt uns altes Wissen und Geschichtskenntnis, Herr Kehlmann und Herr
Münkler?
Moderation: NN
Daniel Kehlmann lässt anhand von gegen den Strich gelesenen Quellen wie Volksbüchern
und mittels Personen der Zeit (hier: der des Dreißigjährigen Krieges) in „Tyll“ Geschichte
polyperspektivisch lebendig werden. Herfried Münkler ist emeritierter Professor für
Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. Viele seiner Bücher gelten als
Standardwerke

19.30 Lesung und Konzert

NN liest: Voltaire Candide oder der Optimismus
Alina Pogostkina, Violine, und Camerata RCO (Royal Chamber Orchestra)
Der kleine Roman Candide oder Der Optimismus von Voltaire knüpfte formal an die
Tradition des Schelmenromans an, obwohl „Candide“ eher ein philosophischer Roman ist.
Souverän wird darin Geschichtliches, Politisches, Ethisch-Moralisches und Dichterisches
zusammengeführt und vereint.

 

31. August 2025

11.00 Inszenierte Lesung mit Musik

Amatis Piano Trio und Thomas Quasthoff
Die Menschlichkeit im Krieg
Aus Tagebüchern und Briefen 1914 – 1922
Kompositionen von Korngold, Webern, Schubert, Schumann, Schostakowitsch u. a. m.
Die Schrecken des Ersten Weltkriegs sind in der Literatur vielfach beschrieben worden; Bücher wie
Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ erzählen von der Brutalität des Stellungskrieges
und der Abstumpfung angesichts der Allgegenwart des Todes. Doch es gibt auch rührende Berichte,
etwa über die weihnachtliche Waffenruhe zwischen den Schützengräben mit gemeinsamem Gesang.
Thomas Quasthoff liest aus Briefen und Tagebüchern aus dem Ersten Weltkrieg. Im Wechsel
musiziert das preisgekrönte junge Amatis Piano Trio – 2019 als „Rising Stars“ durchgestartet –
romantische und moderne Kammermusik und reflektiert so die Stimmung der einzelnen Texte.
Das zweite Wochenende vertieft den Gesichtspunkt: Gerechtigkeit zum Nutzen der Mitmenschen
und bezieht sich auf Passagen aus „De officiis“ und aus „De re publica“: Es gibt zwei Arten von
Konfliktlösung – eine mittels Verhandlung und eine mittels Gewaltanwendung. Man muß sich immer
um einen Frieden bemühen. Die besiegten Feinde sind gerecht und maßvoll zu behandeln. Der
geistige Gehalt des Textes „Vom Staat“ hat über die Jahrtausende eine enorme Wirkung
entfaltet. Er kann als Gründungstext der modernen Staatstheorie betrachtet werden. Ebenso ist der
Begriff eines „gerechten Krieges“, den Cicero darlegt, die ideengeschichtliche Wurzel des heutigen
Kriegsvölkerrechts.

 

5. September 2025

19.30 Lesung und Konzert
NN liest: Leo Tolstoi Herr und Knecht

Konzert: NN (Alexandre Kantorow)
Tolstois Erzählung Herr und Knecht ist eine bildgewaltige Parabel auf die Macht der
Nächstenliebe, die heute aktueller scheint, denn je.

 

6. September 2025

Kurzlesung aus De officiis Über den gerechten Krieg

11.00 Lieder-Matinee

Konstantin Krimmel Bariton
Daniel Heide Klavier
Franz Schubert, Schwanengesang
Der Titel „Schwanengesang“ spielt auf den antiken Mythos an, wonach der Schwan als
weissagender Vogel im Sterben seine Stimme zum Todesgesang erhebt. Eine Welt voll
Schmerz und Schönheit scheint in dem Zyklus auf. Zu Recht gilt er heute als ein
Kompendium, in dem der Kosmos Schubertscher Liedkunst noch einmal nach allen Seiten hin
durchschritten und zugleich ein Aufbruch in ein noch unentdecktes Land unternommen
wird.

15.00 Lesung/Vortrag/Philosophischer Dialog

Elif Shafak Das Flüstern der Feigenbäume
Jürgen Goldstein Menschlichkeit. Vom Plan der Humanisierung der Welt
Wie gefährdet ist der Humanismus europäischer Prägung, Frau Shafak und Herr Goldstein?
Moderation: NN
Das Flüstern der Feigenbäume: Im Jahr 1974 befindet sich das idyllische Zypern kurz vor
dem Bürgerkrieg. Eine Taverne ist der einzige Ort, an dem sich der Grieche Kostas und die
Türkin Defne treffen können. Der prachtvolle Feigenbaum im Innenhof der Taverne ist Zeuge
ihrer glücklichen Begegnungen und ihrer stillen Abschiede.
In „Menschlichkeit“ zeigt Jürgen Goldstein, welche Potentiale Begriffe wie Bildung,
Individualität und Leiblichkeit, Freiheit und Selbstbestimmung, Vernunft und Sittlichkeit über
Jahrhunderte hinweg gegen viele Widerstände entfalten konnten

19.30 Inszenierte Lesung mit Musik, ein Musiktheaterabend

Johannes von Tepl Der Ackermann aus Böhmen
Was ist das Theater anderes als der Versuch die Zeit anzuhalten um verstehen zu können was das ist:
das Leben. Und was ist das ultimative Ende jeglichen Lebens und folglich auch jeglicher Form von
Theater? Der Tod.
Im Ackermann von Böhmen, einem Text von Beginn des 15. Jahrhunderts, der als einer der ersten
dramatischen Text deutscher Sprache überhaupt gilt, wird dieses Grund Dilemma der menschlichen
Existenz ab dem ersten Satz sofort und unverblümt aufs Tapet gebracht. Da wird Einem vom Tod die
Liebste genommen. Und er will es einfach nicht verstehen. Er will nicht akzeptieren, das der Tod
stärker sei als seine Liebe. Er fragt den Tod nach dem Grund dieser Ungerechtigkeit. Er klagt ihn an.
Er verflucht ihn. Er führt eine regelrechte Verhandlung gegen den Tod. Und anfangs hat er auch das
bessere Argument, das Argument der Liebe und den Vorwurf ihrer sinnlosen Zerstörung. Aber auch
der Tod weiß sich zu verteidigen, denn was wäre denn das Leben, wäre es endlos? Und was wären
die Lebenden in so einem endlosen Leben? Schließlich wird Gott persönlich zu einem Schiedsspruch
herangezogen. Er entscheidet: Unentschieden. Und doch ist zum Ende klar: nichts ist größer als das
Leben und die Liebe. Auch nicht der Tod. Und nichts auf Erden ist sinnloser als er, der Tod, so
unbedingt er auch vonnöten ist um das Leben erst zu seiner Schönheit zu erheben.
In einer musikalischen Erzählung wollen wir diesen Text und seinen existenziellenKern erforschen.
Wir möchten die ursprüngliche mittelhochdeutsche Sprache mit zeitgenössischen Übersetzungen
überblenden. in Text, Musik und Bewegung wollen wir die durch die Jahrhunderte gestellten Fragen
verbinden und ineinander verschränken, um so die Geschichte dieser dramatischen
Auseinandersetzung mit der Endlichkeit und ihre Wirkung auf unseren Lebenshorizont erfahrbar zu
machen und das Leben und jeden Tag an dem wir nicht sterben zu feiern.
Denn wie sagte es einst Elias Canetti: es ist ja um jeden Schade, niemand hätte je sterben dürfen.
Inszenatorisches Konzept:
Im Zusammenspiel von modernen und überlieferten Instrumente und Klängen vom 15.Jahrhundert
bis ins Heute zwischen Musizierenden, Spechenden und einem Tanzenden und durch die Einbindung
und Überschneidung des mittelhochdeutschen Original Textes mit der Musik und zeitgenössischen
und aktuelle Übersetzungen des Textes wollen wir die Allgemeingültigkeit der Fragen des Textes für
unsere Zeit und über die Jahrhunderte hinweg heraus arbeiten.
Ausstattungs Konzept:
Durch einen Raum der das Außen nach Innen holt und umgekehrt, wollen wir die Flüchtigkeit der
Existenz und ihre Gleichzeitigkeit mit der archaischen Gewissheit der manifestierten Welt darstellen.
Mittels großformatig auf Folien geplotteter Landschaftsbilder die an simplen Bauzäunen befestigt
werden können und durch Rollen immer wieder während der Aufführung bewegt und neu
angeordnet werden können wollen wir Bewegung, Text, Musik und Körper mit der erfahrbaren Welt
verschmelzen lassen und so in einer Art multidimensionalem Kaleidoskop die Gewissheiten über
Leben und Tod, Endlichkeit und Bewusstseinsgrenzen verschwimmen lassen.

 

7. September 2025

11.00 Inszenierte Lesung mit Musik

Jakub Józef Orlinsky, Countertenor
Michal Biel, Klavier
Lieder von Purcell, Händel, Vivaldi, Mieczysław Karłowicz und Stanisław Moniuszko und Łukaszewski
Lesung NN, Gedichte von Adam Zagajewski, Wisława Szymborska
Jakub Józef Orliński zählt zu den besten Countertenören der Welt. Mit warmer, leuchtend
klarer Stimme singt er technisch anspruchsvolle Werke der Komponisten Purcell, Vivaldi und
Händel. Die Interpretationen der Barock-Stücke haben Orliński berühmt gemacht. Mit
seinem Konzert geht der Künstler jedoch einen ganz neuen Weg. Es sind faszinierende
Melodien von Komponisten wie Mieczysław Karłowicz und Stanisław Moniuszko. Der junge
Sänger erkundet die Alte Musik stets mit einem zeitgenössischen Ansatz, er verbindet
Tradition und Gegenwart: „Das schenkt mir die Freiheit, eine Seite meines kreativen Lebens
zu zeigen.“
Das schöne Bild der Freundschaft
Das dritte Wochenende widmet sich der Weisheit, die die Griechen sophia nannten, und der
vollkommenen oder erfüllten Freundschaft – teleía philía – als Gesprächsgemeinschaft. In der
Freundschaft – so Cicero – dürfe es keine Verstellung, keine Heuchelei und keine falsche
Rücksichtnahme geben, Heuchelei vernichte die Wahrhaftigkeit, ohne die der Begriff der
Freundschaft nichts taugt.

 

12. September 2025

Lesung und Konzert

NN liest: Charles Dickens Große Erwartungen
Kombiniert mit Charles Simic, Gedichte
Konzert NN

Die Wahrheit des Buches Große Erwartungen liegt in der Einsicht, dass es oft nicht die
großen Schurkereien sind, die uns zu Fall bringen, sondern die kleinen Fehler und Sünden
des menschlichen Herzens, von denen wir alle bedroht sind. Dickens entwickelt die
Geschichte mit einer Wärme und Dringlichkeit

 

13. September 2025

Kurzlesung aus Laelius de amicitia Wie weit darf die Liebe in der Freundschaft gehen

11.00 Lieder-Matinee

Juliane Banse Sopran, István Simon Tanz, und Alexander Krichel Klavier
Franz Schubert, Winterreise
Bestehend aus 24 Liedern für Singstimme und Klavier folgt die Winterreise keiner klaren
Handlung. Im Vordergrund stehen die Gedankenwelt und das Seelenleben: Angst,
Einsamkeit, Schmerz, aber auch Liebe, Träume und Hoffnung. Der Pianist verbindet die
Sängerin und den Tänzer und begleitet sie durch die Reise. Die Verschmelzung von Musik,
Theater und Tanz hilft dabei, Schuberts Musik und Müllers Dichtung neu auszudrücken, mit
dem Ziel, eine einzigartige, vollständige, überraschende und wahrheitsgetreue
Interpretation der Winterreise zu finden

15.00 Lesung/Vortrag/Philosophischer Dialog

Ilija Trojanow Tausend und ein Morgen
Ina Schmidt Lob der Liebe
Warum ist Freundschaft und Verbundenheit der Schlüssel zum Glück, Ilija Trojanow und Ina Schmidt?
Moderation: NN
In „Tausend und ein Morgen“ stellt Ilija Trojanow fest: Wir brauchen neue Erzählungen, um
uns gerade heutzutage zu befreien von einer Lethargie und einer Passivität, die darin
besteht, dass man sich eine andere Welt nicht vorstellen kann.
Ina Schmidt ist Mitglied im Ideenrat des Zentrums für gesellschaftlichen Fortschritt in
Frankfurt, Mitglied des Expertennetzwerks der Liechtenstein Academy sowie Referentin des
Netzwerks Ethik heute in Hamburg.

19.30 Lesung und Konzert

NN liest Nagib Machfus Die Reise des Ibn Fattuma
Konzert Kronos Quartet Steve Reich: Different Trains u. a. m.
Die Reise des Ibn Fattuma durch fremde, heidnische Länder mit ihren unbekannten Sitten und
Gebräuchen wird immer mehr zu einer Begegnung mit sich selbst und führt ihn zu den Grundfragen
des Seins.
Mit dem vom Kronos Quartet uraufgeführten „Different Trains“ von Minimal-Music-Legende Steve
Reich, schuf Reich – Jahre nach dem zweiten Weltkrieg – eine musikalische Reflexion der tödlichen
Deportationen der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten.

 

14. September 2025

11.00 Lesung und Konzert

NN liest Das Gilgamesch-Epos
Danish String Quartet + Vision String Quartet, tba
Gilgamesch-Epos. Das erste existentialistische Werk der Menschheit wurde um 2000 v.Chr. von
einem anonymen babylonischen Dichter auf Tontafeln gemeißelt und ging in den Kanon der
Weltliteratur ein. In einer klaren und kraftvollen Sprache erzählt es die Geschichte des gottgleichen
Gilgamesch, König der sumerischen Stadt Uruk, der sich gemeinsam mit seinem tierähnlichen Freund
Engidu auf die Suche nach dem Kraut des ewigen Lebens macht. Dabei geht es um die ewigen
Themen menschlichen Daseins – das Ringen mit Natur, Macht, Liebe und die Erkenntnis der eigenen
Endlichkeit. Seine verzweifelte Suche nach dem Stoff, der Unsterblichkeit verleiht, ist damit eine
faszinierende Auseinandersetzung menschlicher Urängste.
Hintergrund

Wibald von Stablo (1098 – 1158) war ab 1146 Abt in Corvey, nachdem er schon in jungen
Jahren die Klosterschule in Waulsort (Walciodor, Belgien) leitete. Seit 1130 Abt von Stablo –
1137 verübergehend auch Abt des berühmten und ältesten Klosters Montecassino – wurde
er von Kaiser Lothar, später von König Konrad III. und von Friedrich I. mit wichtigen
Aufträgen und Sendungen betraut. Die Gewandtheit seines Auftretens, sein hoher
Bildungsgrad, seine Geschicklichkeit in der Rede und das Fehlen von zur Schau gestellter
Kirchlichkeit prädestinierten ihn für diplomatisch-politische Missionen. Insbesondere
gelangten die Verhandlungen zwischen König und den Päpsten / Kurie fast ganz in seine
Hände. So bezeichnen die Historiker Wibald als einen der führenden Politiker des Reiches
um die Mitte des 12. Jahrhunderts. Sein Briefbuch aus der Corveyer Zeit gibt Auskunft über
seine Korrespondenz mit Königen und Päpsten und bekräftigt seine besondere Befähigung
zur Streitschlichtung und dem Finden von Lösungen und Kompromissen. Er zeigt sich darin
besonders geschult an antiken Vorbildern, deren Manuskripte er in die Bibliothek von
Corvey holte, und besonders an Ciceros Philosophie. Ciceros Werke sammelte er und ließ sie
für Corvey, wohl meist in Helmarshausen, kopieren und illustrieren. Erhalten geblieben ist
der Cicero-Codex Ms. lat. fol. 252 in der Staatsbibliothek zu Berlin. Wie sehr Cicero sein
Denken, Handeln und seinen Rede- und Schreibstil beeinflusst hat, verdeutlichen zum
Beispiel diese beiden Briefstellen: „Das oberflächliche Lesen verschiedenartiger Bücher
ergötzt wohl, nährt aber den Geist nicht.“ (Brief Nr. 167 an Domscholaster Manegold,
Paderborn). In einem Brief an Erzbischof Hartwich von Bremen schreibt er: „Es war uns sehr
angenehm, daß Ihr unsere Brüder besucht und getröstet habt. Aber ich wollte, Ihr kehrtet
wieder und bliebet länger hier und möchtet, wie Ihr versprochen, nicht nur die Bücher,
sondern auch die handschriftlichen Papiere in unseren Schränken und Truhen durchsehen
und durchlesen. Ich wünsche, wir möchten dies Vergnügen miteinander teilen in Frieden,
Ruhe und Muße: denn gibt es wohl ein größeres Glück auf Erden?“ (Brief 259). Aus Ciceros
De finibus übernahm er das Zitat Scito te ipsum (Erkenne dich selbst), das er in griechischen
Buchstaben als Inschrift über der Eingangstür der neu erbauten Abtswohnung anbringen
ließ. Ebenfalls würdigt er Cicero mit dem Zitat aus De officiis: Non domo dominus, sed
domino domus honestanda est (Nicht das Haus muß den Herrn, sondern der Herr das Haus
ehren).

Cicero-Codex Ms. lat. fol. 252
Im Auftrag von Wibald von Stablo entstanden, der sich auf Vermittlung des befreundeten
Hildesheimer Propstes Rainald von Dassel um 1149 von dort leihweise mehrere Cicero-Hss.
als Vorlagen kommen ließ. Da der Schreiber des Koblenzer Zolltarifs mit der um 1150 in
Helmarshausen tätigen Hand A des sog. „Liber vitae“ aus Corvey identifiziert werden kann,
dürfte die Hs. nicht in Corvey, sondern in Helmarshausen entstanden sein. Sie gehört
wahrscheinlich zu einer Gruppe von Hss., die um 1412 aus Corvey an das Zisterzienserkloster
Amelungsborn abgegeben wurden. Im ersten Drittel des 15. Jh.s (wohl um 1420) aus dem
Besitz des Prager und Erfurter Doktors der Medizin Sulko de Hosstka in das Collegium Maius
in Erfurt gekommen. Dort im dritten Viertel des 16. Jh.s von den beiden Altphilologen Suffridus
Petrus und Matthäus Dresser benutzt, die Hs. War zu dieser Zeit noch vollständig. 1833 aus
der Königlichen Bibliothek Erfurt, die einige Jahre zuvor (1816) aus der Universitätsbibliothek
hervorgegangen war, durch Tausch in die Königliche Bibliothek Berlin gekommen. (Kurt
Heydeck, Staatsbibliothek zu Berlin, noch unpubliziert)
Der Codex umfasst:
Marcus Tullius Cicero: teilweise mit Lücken und Fragmenten
De officiis
De oratore
De inventione
Rhetorica ad Herennium (Pseudo-Cicero), Sechs-Bücher-Fassung
Topica
Reden
In L. Catilinam: Pro M. Marcello; Pro Q. Ligario; Pro rege Deiotaro
In P. Vatinium testem: pridie quam in exilium iret; post reditum in senatu; De provinciis
consularibus; De haruspicum responsis; Pro L. Cornelio Balbo; Pro M. Caelio; Pro A. Licinio
Archia poeta
In L. Pisonem: Pro lege Manilia de imperio Cn. Pompei; Pro A. Caecina; Pro P. Sulla; Pro Cn.
Plancio; Pro T. Annio Milone; De lege agraria
In C. Verrem actio secunda: Epistulae ad familiars
Cato maior de senectute
Laelius de amicitia
Stand September 2024/LE

 

Eintrittspreise

Die Eintrittspreise für die Einzelveranstaltungen finden Sie auf den Programmseiten. Die Preise sind gestaffelt nach den Kategorien A, B und C. Kartenrückgabe und -tausch sind nicht möglich. Programmänderungen sind nicht beabsichtigt, jedoch grundsätzlich vorbehalten und berechtigen nicht zur Rückgabe der Karten.

Plätze

Die Plätze im Kaisersaal sind nummeriert und personalisiert. Sie werden in der Reihenfolge der Bestellungen vergeben. Im Refektorium ist freie Platzwahl. Rollstuhlplätze sind verfügbar.

 

Kartenbüro: Thomas Trappmann:

[Kartenbestellungen online

Per E-Mail: [vianova@corvey.de]

Telefonservice: [05231 570150]