Ausstellungen

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Eine der bedeutendsten karolingischen Klostergründungen des mittelalterlichen Deutschlands war die Reichsabtei Corvey, darin vergleichbar mit Reichenau in Schwaben oder Fulda in Franken.

Die Überführung der Reliquien der Heiligen Stephanus und Vitus begründeten den Aufstieg Corveys. Das einzigartige Westwerk der Abteikirche gibt heute noch einen Eindruck von der Wichtigkeit und dem geistigen wie wirtschaftlichen Einfluss Corveys auf die Christianisierung Sachsens und Nordeuropas.

Der Besuch der heutigen Anlage erinnert nicht nur an die sog. karolingische Renaissance, sondern auch an die zahlreichen Besuche deutscher Kaiser.

Die Ausstellung im Bereich des Kreuzgang wurde für die Saison 2024 neu gestaltet ebenso die digitale Präsentation des Corveyer Westwerks.

Nach einem technischen Update soll möglichst bald die imposante Filmprojektion „Das Jahrtausend der Mönche“ im karolingischen Westwerk zu sehen sein. Die fesselnde Zeitreise kann dann im Rahmen von angemeldeten und öffentlichen Führungen erlebt werden.

Foto: Kirchengemeinde Corvey/Sabine Robrecht

Im Zeitalter des Barock kam Corvey zu einer weiteren Blüte. Mit dem Neubau der Abteikirche in den Jahren 1667 bis 1674 leitete Christoph Bernhard von Galen, Fürstbischof von Münster und damals Verwalter von Corvey, die größte Bauperiode ein, die das Stift bis 1740 erlebte.

Durch den Umbau der Anlage zu einer barocken Residenz erhielten die residierenden Fürstbischöfe die geeignete Kulisse zur Repräsentation. Es entstanden vorzügliche Stukkaturen, Deckenmalereien sowie eine kostbare Ausstattung der Abteikirche mit barockem Inventar.

Die ständige Ausstellung mit neuen Exponaten aus dem Barockzeitalter im Ostflügel, 1. OG wurde für die Saison 2024 neu gestaltet.

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Die Säkularisation im Jahre 1803 läutete eine durchgreifende Umwälzung der bestehenden Verhältnisse in Corvey ein, und das nicht nur macht-und territorialpolitisch, sondern auch kunst- und kulturgeschichtlich. Die Epoche des Biedermeier brachte eine neue Geschmacksrichtung. In Corvey begann der Landgraf von Hessen Rotenburg das gesamte Schloss im neuen Stil umzugestalten. Zeugnisse sind die Herzoglichen Salons und die Fürstliche Bibliothek sowie etliche Details an den Außenfassaden.

Ab 1825 wurde im Westflügel des Konventgebäudes eine Wohnung eingerichtet, für die französische Tapeten und Möbel aus hellem Eschen- und Kirschbaumholz im Stil des Biedermeier angeschafft wurden. Ab 1845 wurden diese Räume für die Bedürfnisse des Herzogs von Ratibor umgebaut. Bis in die frühen 50er Jahre des 20. Jahrhunderts nutzte die Herzogliche Familie diese Räume als ihre Wohnung.

Heute sind die im Stil des 19. Jahrhunderts erhaltenen Salons und der Kaisersaal, die zusammen im gesamten Westflügel eine eindrucksvolle Enfilade bilden, im Rahmen des Museumsbesuches zu besichtigen.

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Wichtigstes Zeugnis dieser Epoche ist die ca. 75.000 Bände umfassende fürstliche Bibliothek. Die Verpflichtung des Gelehrten Hoffmann von Fallersleben als Bibliothekar für Corvey durch das Haus Ratibor führte zur Entstehung einer der wichtigsten Privatbibliotheken des 19. Jahrhunderts mit u.a. Literatur in deutscher, englischer und französischer Sprache. Durch Hoffmanns weitreichende Kontakte entstanden vielfältige Beziehungen zum Weimarer Hof und zu Persönlichkeiten wie Franz Liszt und Richard Wagner. Die herzoglichen Salons geben einen Einblick in das damalige Privatleben der Herzöge und das Umfeld des Dichters.

Die Fürstliche Bibliothek ist im Rahmen des Museumsbesuchs in Corvey zu besichtigen. Sie erstreckt sich über 15 Säle im 1.OG des Nordflügel.

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Naturbilder aus alter Zeit

Bereits der Corveyer Bibliothekar Hoffmann von Fallersleben erfreute sich an den schönen großformatigen Abbildungen von Pflanzen, die er in der Gestalt von „Pracht- und Ansichtenwerken“ für den Herzog von Ratibor und seine Bibliothek für viel Geld ankaufte. Es sind durchweg meisterhafte Kunstwerke aus dem 19. Jahrhundert, die bereits in dieser Zeit selten und wertvoll waren. Diese Gattung an „Spezialliteratur“ kam wegen ihres oft sehr hohen Anschaffungspreises in vielen Fällen weder in Universitäts- noch in Adels- oder Bürgerbibliotheken als Sammelobjekte in Frage. So ist eine nicht geringe Anzahl an Werken aus diesem Bereich derzeit in keiner durch Kataloge erschlossenen Bibliothek nachweisbar. Daher ist die in Corvey entstandene Sammlung auch so selten und überaus umfangreich.

Die Landesgartenschau in Höxter und Corvey ist ein willkommener Anlass, eine repräsentative Auswahl im Sommersaal der Fürstlichen Bibliothek zu präsentieren. Dieses hätte auch Hoffmann von Fallersleben gefreut, denn er liebte die Natur, was er nicht müde wurde in seinen Briefen an den Herzog zu beschreiben. Immerhin bewirtschaftete er wie auch die anderen Schlossbewohner einen kleinen Gemüsegarten im sogenannten „Remtergarten“ hinter dem Schloss, der nun Teil der Landesgartenschau ist. Seine Schwärmereien übertrugen sich daher auch auf die bibliothekarische Tätigkeit in Corvey, wo eines seiner Hauptanliegen der Erwerb eben jener nun zu sehenden Bilderwerke war.

Schon am 9. August 1863 schrieb Hoffmann an den Herzoglichen Kammerrat in Rauden: „Mein unablässiges Streben geht dahin, die Hauptfächer unserer Bibliothek zu einiger Vollständigkeit zu bringen und dann nebenbei solche kostbare, seltene Werke der Bibliothek zu erwerben womit man Staat machen kann, die sich in keiner Bibliothek Deutschlands wiederfinden. Jeder, der unsere Bibliothek einsieht, soll sagen: so etwas hab’ ich mein Lebtag nicht gesehen!“ So umfasst der von Hoffmann angelegte Spezialkatalog „Bilderwerke“ etwa 2.500 Titel. Selbst der preußische König erfreute sich an den schönen Bildern, als dieser 1865 in Corvey weilte: „Alle waren hocherfreut über die Menge der prachtvollen und kostbaren Bilderwerke. Am Abend spät noch hat Sr. Majestät nebst mehreren Anwesenden Sich einige Stunden an unseren Bilderwerken ergötzt“.

In der Ausstellung sind vorzugsweise großformatige Werke mit Darstellungen von Pflanzen mit Blüten und Früchten aus vielen Teilen der Welt zu sehen. Prachtvoll kolorierte Kupferstiche und Lithographien der bekanntesten Künstler und Wissenschaftler ihrer Zeit stehen dabei im Mittelpunkt, darunter auch die berühmten Rosen- und Blumenwerke von Pierre Joseph Redouté aus den Jahren um 1825.

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Fürstliche Bibliothek Corvey

23. März bis 1. November 2024

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Der Sohn des Bibliothekars

Franz Hoffmann von Fallersleben, Maler in Corvey (1855-1927)

Als der bereits 62-jährige August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) am 1. Mai 1860 die Stelle als Bibliothekar des Herzogs von Ratibor in Corvey antrat, war sein Sohn Franz gerade einmal fünf Jahre alt. Die Mutter wurde kurz nach dem Umzug von einem toten Kind entbunden und starb im Kindbett. In seiner Verzweiflung schrieb Hoffmann an den Herzog von Ratibor: „Unser Leid ist gränzenlos und ich bleibe damit ich mit ihr im Tode vereint werde.“

So blieb Hoffmann von Fallersleben mit seinem kleinen Sohn Franz allein in Corvey zurück und war ihm bis zu seinem Tod stets ein fördernder und besorgter Vater. Franz besuchte ab 1867 die Gymnasien in Höxter, Helmstedt und Holzminden, was ihn wieder zurück in die Nähe des Vaters führte. Dieser vermittelte dem Sohn schon früh seine Liebe zu Corvey, was sich zweifellos in den regionalen Motiven der Bilder des Malers Franz Hoffmann-Fallersleben widerspiegelte.

Nach der Gymnasialzeit äußerte Franz schließlich den Wunsch, die Malerei zu seinem Beruf zu machen. Der Vater stimmte ohne Bedenken zu und reiste im Jahre 1873 persönlich nach Düsseldorf, um den nun achtzehnjährigen Sohn an der Malerakademie anzumelden. Die Künstlerkarriere von Franz erlebte der alte Hoffmann nicht mehr, denn als der Vater nur wenige Monate später, am 20. Januar 1874 in Corvey starb, wechselte der junge Kunststudent an die Kunstschule in Weimar.

Franz Hoffmann-Fallersleben erhielt eine profunde Ausbildung in der Landschaftsmalerei, die neben der Arbeit im Atelier das Malen unter freiem Himmel erforderte. Nach sechs Jahren künstlerischen Schaffens in Weimar zog es Hoffmann im Jahre 1888 in die Metropole Berlin. Mit dieser Entscheidung ging eine stetige und beständige Schaffensperiode einher. Seine Tätigkeit im Atelier wurde nur durch ausgedehnte Studienreisen ins In- und Ausland ergänzt.

In den letzten Lebensjahren zog es den Künstler immer häufiger nach Corvey zurück. Hier, wo er seine Jugendjahre verbracht hatte und wo seine Eltern begraben sind, malte er immer wieder die ihm vertrauten Motive um Schloss Corvey. Es sind die stille Weite der Weserlandschaft und die von rotem Weinlaub umrankten Türme und Mauern, die er in der ihm eigenen Manier stimmungsvoll festhielt. Letztmalig war Franz Hoffmann-Fallersleben im Jahre 1924 in Corvey. Er starb am 15. Mai 1927 im Alter von 72 Jahren in Berlin und wurde in seiner Geburtsstadt Weimar beigesetzt.

Franz Hoffmann-Fallersleben ist ein bedeutender Vertreter der „Düsseldorfer Malerschule“ und gilt als Maler deutscher Landschaft und Geschichte, der das Werk seines Vaters statt mit der Dichterfeder mit dem Malerpinsel fortsetzte. Studienreisen führten ihn ins Riesengebirge, an die norddeutschen Küsten, in die Lüneburger Heide, ebenso nach Dänemark und sowie in das antike Rom. Das Spontane und Ausschnitthafte der Freilichtstudien übertrug er auch auf seine Atelierarbeiten.

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Alte Bibliothek und Kabinett

31. März bis 1. November 2023