Sonderausstellung: Franz Hoffmann-Fallersleben
Der Sohn des Bibliothekars
Franz Hoffmann von Fallersleben, Maler in Corvey (1855-1927)
Als der bereits 62-jährige August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) am 1. Mai 1860 die Stelle als Bibliothekar des Herzogs von Ratibor in Corvey antrat, war sein Sohn Franz gerade einmal fünf Jahre alt. Die Mutter wurde kurz nach dem Umzug von einem toten Kind entbunden und starb im Kindbett. In seiner Verzweiflung schrieb Hoffmann an den Herzog von Ratibor: „Unser Leid ist gränzenlos und ich bleibe damit ich mit ihr im Tode vereint werde.“
So blieb Hoffmann von Fallersleben mit seinem kleinen Sohn Franz allein in Corvey zurück und war ihm bis zu seinem Tod stets ein fördernder und besorgter Vater. Franz besuchte ab 1867 die Gymnasien in Höxter, Helmstedt und Holzminden, was ihn wieder zurück in die Nähe des Vaters führte. Dieser vermittelte dem Sohn schon früh seine Liebe zu Corvey, was sich zweifellos in den regionalen Motiven der Bilder des Malers Franz Hoffmann-Fallersleben widerspiegelte.
Nach der Gymnasialzeit äußerte Franz schließlich den Wunsch, die Malerei zu seinem Beruf zu machen. Der Vater stimmte ohne Bedenken zu und reiste im Jahre 1873 persönlich nach Düsseldorf, um den nun achtzehnjährigen Sohn an der Malerakademie anzumelden. Die Künstlerkarriere von Franz erlebte der alte Hoffmann nicht mehr, denn als der Vater nur wenige Monate später, am 20. Januar 1874 in Corvey starb, wechselte der junge Kunststudent an die Kunstschule in Weimar.
Franz Hoffmann-Fallersleben erhielt eine profunde Ausbildung in der Landschaftsmalerei, die neben der Arbeit im Atelier das Malen unter freiem Himmel erforderte. Nach sechs Jahren künstlerischen Schaffens in Weimar zog es Hoffmann im Jahre 1888 in die Metropole Berlin. Mit dieser Entscheidung ging eine stetige und beständige Schaffensperiode einher. Seine Tätigkeit im Atelier wurde nur durch ausgedehnte Studienreisen ins In- und Ausland ergänzt.
In den letzten Lebensjahren zog es den Künstler immer häufiger nach Corvey zurück. Hier, wo er seine Jugendjahre verbracht hatte und wo seine Eltern begraben sind, malte er immer wieder die ihm vertrauten Motive um Schloss Corvey. Es sind die stille Weite der Weserlandschaft und die von rotem Weinlaub umrankten Türme und Mauern, die er in der ihm eigenen Manier stimmungsvoll festhielt. Letztmalig war Franz Hoffmann-Fallersleben im Jahre 1924 in Corvey. Er starb am 15. Mai 1927 im Alter von 72 Jahren in Berlin und wurde in seiner Geburtsstadt Weimar beigesetzt.
Franz Hoffmann-Fallersleben ist ein bedeutender Vertreter der „Düsseldorfer Malerschule“ und gilt als Maler deutscher Landschaft und Geschichte, der das Werk seines Vaters statt mit der Dichterfeder mit dem Malerpinsel fortsetzte. Studienreisen führten ihn ins Riesengebirge, an die norddeutschen Küsten, in die Lüneburger Heide, ebenso nach Dänemark und sowie in das antike Rom. Das Spontane und Ausschnitthafte der Freilichtstudien übertrug er auch auf seine Atelierarbeiten.